Sonntag, 29. November 2009

In der Badewanne

Lieber Christian

Ich bin eine sinnliche Frau. Ich streichle mich gerne. Sehr gerne sogar. Am liebsten in der Badewanne, wenn ich mich auf einen dampfenden Kaffee freue. Ich muss wissen, dass ich allein bin in der Wohnung. Keine Störgeräusche. Ich plätschere ein wenig, spiele mit dem Wasser. Irgendwann betaste ich meinen Körper. Das spielt sich immer gleich ab. Ich versinke bis zum Hals im Wasser. Der Badeschaum duftet. Dann erfühle ich mich, meine Oberarme, die sehr berührungsempfindlich sind. Ich streichle meine Achseln. Spätestens dann überzieht mich, trotz Badewasserwärme, Hühnerhaut. Ich gehe tiefer, zum Brustansatz. Meine Brüste, wenn Dich auch das interessiert, sind nicht besonders gross, keineswegs so wie die der Frauen in meinen Erzählungen. Ein ganz normaler Busen eben. Ja, Christian, ich reibe mich auch da, sorgfältig und genüsslich. Ich atme tief ein, Bauchatmung, habe mal einen Stimmbildungskurs besucht. Viele Gedanken gehen mir in solchen Momenten durch den Kopf. Wenn mir jetzt ein Mann zuschauen würde? Heimlich... oder gar eine Frau? Würden sie sich für die sich selbst streichelnde Anita interessieren? Würden sie mehr sehen wollen von mir? Was denn eigentlich? Meine Füsse, die lackierten Zehennägel? Wohl kaum. Den Hintern? Vielleicht schon eher - er ist kräftig und durchtrainiert. Ich schliesse die Augen, denke an ein paar meiner bisherigen erozuna-Geschichten. Mein Gott, wenn die Leute wüssten, was für eine gewöhnliche und unscheinbare Frau sich hinter diesen Stories verbirgt, mein Gott! Was ich da schon alles offenbart habe... mal autobiografisch, dann wieder überhaupt nicht... Vor dem Badezimmerfenster zwitschern Vögel. Ein milder Maitag. Ich rieche Kaffeeduft. Meine Espresso-Maschine. Soll sie bleiben, wo sie ist. Meine Hand geht tiefer. Mein Bauch. Ich atme in meinen Bauch. Stelle mir vor, an einem Postschalter zu stehen. Du, zufällig, hinter mir, starrst mir gedankenverloren auf den Rücken. Überlegst Dir, ob ich einen BH trage. Du bist durchschaut, Mann. Ich hebe mein Becken an die Wasseroberfläche. Schau gut hin, Christian. Schau jetzt genau hin. Was siehst Du? Ein Badeschaumkrönchen, gut. Ich möchte es genauer wissen, möchte genau erfahren, was Dich jetzt so erregt. Eine Muschi ist doch nun wirklich nichts Besonderes, meine eigene schon gar nicht. Ein Lippenpaar eben, respektive zwei, wenn ich die Beine ein wenig öffne. Ob all die Leser, die bis jetzt eine erotische Autogrammkarte von mir erhalten haben, enttäuscht sind? Das Bild zeigt mich vor einem Spiegel, so offenbare ich meine Rückenansicht, und, gleichzeitig, Anita von vorn. Ob sie rasiert ist? Das werden sich wohl viele fragen. Nein, Christian, im Moment nicht. Vorsichtig berühre ich meine… na ja, Du weißt schon. Dieses warme Wasser, der Grünschimmer vom Badezusatz, diese absolute Sicherheit, dieses durch Nichts und Niemanden bedroht zu sein, macht mich verrückt. Ich vergehe vor Wonne. Christian! Schau mir jetzt in die Augen. Bedeuten Dir meine Augen denn nicht mehr, als… ach ja, klar. Du bist ein Mann. Mein Becken ist jetzt wieder unter Wasser. Hier kann ich mich ungehemmter streicheln, Du bemerkst das an meinem Gesichtsausdruck. Ich öffne den Wasserhahn, drehe ein wenig an der Mischbatterie. Endlich, die ideale Wärme. Nicht zu heiss, schliesslich geht es um meine empfindlichste Stelle. Wenn mich meine Leser jetzt sehen könnten… Ich stütze mich auf dem Boden meiner Badewanne ab, so, wie ich mich das gewohnt bin. Hebe mein Becken erneut, dem sanften Wasserfall entgegen. Allmählich sammeln sich meine sämtlichen Gefühle im Bauch, ein wenig unterhalb des Bauchnabels. Ich vertraue mich ganz dem Wasser an, öffne meine Beine. Christian, schau jetzt bitte weg. Das hier ist Frauensache. Das unschuldige Wasser perlt über meine Cliti. Ich benötige einen intensiveren Strahl, unbedingt. Dieses Kitzeln macht mich noch wahnsinnig. Ich gehe näher. Noch näher, spreize mich, so gut das in einer Badewanne eben geht. Ach, Christian, ich sehne mich nach Erlösung. Dann, endlich, wird mir warm. Noch wärmer. Heiss, Christian, heiss. Deine geliebte Schriftstellerin befriedigt sich in der Badewanne, ohne ihre Hände zu gebrauchen. Die Erfinderin des Dr. Jeanrenaud, Sara oder, noch schlimmer, die Erfinderin der Stories, die noch nicht geschrieben sind und noch folgen werden, schwebt sich einem wunderbaren Orgasmus entgegen. Ich muss mich jetzt bewegen unter meinem Wasserstrahl, wenn ich Erfolg haben will. Bewegen in einer Weise, die kein Zuschauen duldet, bewegen auf meine Art eben. Auf die ganz persönliche, private und ehrliche Anita-Art. Endlich ist es so weit. Ich schliesse die Augen. Ahhh, wie das prickelt! Wow… diese Wärme, diese verdammte, geile, heimliche Wärme… als Letztes kommt mir Nina Hagen in den Sinn, die sich in den skandalumwitterten Siebzigern mal vor laufenden TV-Kameras befriedigt haben soll. Durch die Kleider hindurch natürlich. Um den Leuten das Prinzip zu erklären. Ich war damals noch zu jung für so was.
Dann versinke ich im Wasser.
Alles Liebe
Deine Anita

[(c) by Anita I.]

Sonntag, 22. November 2009

Katz und Maus

Dann kam dieser Tag im Mai letzten Jahres, als Tausenden von Internetnutzern die Kinnlade herunter klappte. Vielen von ihnen wurde seltsam zu Mute in der Magengegend (und weiter unten natürlich), als sie sich das bei der Tauschbörse Kazaa herunter geladene Video betrachteten. Dieser unverblümte, nur etwa 3.5 Megabyte grosse Kurzfilm liess die Leute alles vergessen. Mr. Bill kam zu spät an die Verwaltungsratssitzung. Signor Lucelli vergass seine Metzgerei in Bagno Vignoni in der Toscana. Monsieur Bonde liess seine Geliebte warten, auf einer Bank an der Seine, mitten in Paris. Herr Nufener, allein erziehender Schweizer Vater, liess seinen Sohn vor dem Kindergarten allein. All das ereignete sich nur wegen Annes Schamlippen. Es ist bekanntlicherweise nicht der übliche Weg, eine Frau von ihrer Genitalregion her kennen zu lernen. In der Regel bestaunt man ihre Hüfte. Ihren Gang. Das glänzende dunkle Haar meinetwegen. Ihre kecken Brüste vielleicht, die man(n) unter dem T-Shirt erahnt. Aber doch nicht gerade die Schamlippen! Das erwähnte Video zeigte nichts anderes als dieses sorgfältig rasierte, fotogen glänzende Lippenpaar, an dem sich Steven Bill, Edoardo Lucelli, Jeremy Bonde und Kurt Nufener kaum satt sehen konnten. Sie alle waren (und sind) erprobte Familienväter, sie wissen, wie ein Kind zustande kommt. Anne überforderte sie alle. Ob man nun den Windows Media Player einschaltete, eine aktuelle Winamp-Version oder den Zoom Player: Stets erschien diese unverschämte Nahaufnahme. Keiner hatte je Annes Stimme gehört, keiner wusste, wie sie lachte, was sie gerne ass, welche Filme sie liebte… nur ihre Labien kannten sie. Wie eine Katze vor dem Mausloch sass auch Landwirt Anton Huber vor dem Bildschirm und vergass, seine Kühe zu melken. Ahnungslos bereitete seine Frau Kathrin das Abendessen; im Hintergrund lief die Tagesschau. Huber fielen fast die Augen aus dem Kopf; wieder und wieder drückte er die Playtaste. Ganz nebenbei: Auch Kathrin verfügte über Schamlippen, sehr schöne sogar. Was in aller Welt brachte denn all die Männer dazu, sich an einem seelenlosen Flachbildschirm aufzugeilen? Steven Bill – gutsituierter Angehöriger des Bildungsbürgertums – konnte sich jeden Traum erfüllen. Signor Lucelli - glücklich verheiratet mit Marina, einer drallen Toscanerin und stolzer Vater von zwei Söhnen. Monsieur Bonde – zurzeit Single zwar, geschieden, aber tief verliebt in Julie, Studentin an der Pariser Sorbonne. Herr Nufener – seines Zeichens Millionär, konnte trotz seinem Status als allein erziehendem Vater jede (sagen wir: fast jede) Frau kriegen, die er wollte. Anton Huber war ein sehr selbstzufriedener Mann mit einem staatlich subventionierten Betrieb und völlig frei von Zukunftssorgen. Anne war all diesen Betrachtern und Bewunderern in mehrfacher Hinsicht unterlegen. Sie lebte mitten in London und verdiente ihren Lebensunterhalt im Burger King. Whopper für Whopper arbeitete sie sich durch den Tag, unauffällig, unbeachtet, kaum geliebt. Ihre Eltern waren in Algerien verschollen, Freundinnen hatten sich von ihr distanziert und ihre sechs letzten Partner grüssten sie auf der Strasse nicht mehr. Alles änderte sich an dem Tag, als dieser Holländer bei ihr eine Cola bestellte. „You could make good money“, sagte er mit einem Augenzwinkern zu ihr. Bald darauf lag Anne in einem anonymen Hotelzimmer auf einem anonymen Hotelbett und zeigte ihm ihre Schamlippen. „A beautiful pussy you got there“ komplimentierte sie der böse Mann und tat vor laufender Kamera das, was meine Nackenhaare aufgerichtet hat, mein Herz aber bis zum Hals schlagen liess. Zaghaft näherte er sich mit seiner sehnigen Männerhand Annes empfindlichster Stelle. Mehr nicht. Patrick selbst war auf dem Video nicht zu sehen. Der Betrachter wusste nur: Er trug eine schwere Armbanduhr. Vorsichtig legte er den Zeigefinger auf Annes Lippenpaar. Sie liess ihn gewähren. Das Video war ohne Ton. Ob ihr Gesicht sich regte? Hatte sie die Zehennägel lackiert? Öffnete sie jetzt den Mund? Das alles war der Fantasie von Bill, Lucelli, Bonde, Nufener und Huber überlassen. Steven Bill war ausgesprochen nervös, als er die Verwaltungsratssitzung verliess. Vor ihm stand seine Sekretärin und wartete auf den Aufzug. Versonnen betrachtete er ihren Hintern. Mrs. Lewin trug einen String, daran gab es keine Zweifel. Bill hatte augenblicklich eine Erektion und musste an Anne denken. Die hatte bestimmt auch so einen Knackarsch. Edoardo Lucelli rupfte soeben ein Huhn im Schatten seiner Metzgerei. Versonnen teilte er das zarte Fleisch und füllte Cipolline und Peperoncini ein. Er freute sich aufs Abendessen und bestrich das Geflügel mit Marinade. Unvermittelt kam ihm Anne in den Sinn. Lucelli schuf eine höchst verwerfliche Assoziation zwischen dem gerupften Hühnchen und den rasierten Schamlippen der jungen Londonerin, die er nie persönlich würde kennen lernen. Jeremy Bonde freute sich am geblümten Sommerkleid seiner begehrten Julie. Wie zerbrechlich sie wirkte… ruhig floss die Seine dahin. Ob sie ihn in seine Wohnung begleiten würde? Sachte legte er eine Hand auf ihren Oberschenkel. Julie entzog sich ihm nicht. Ob ihre Muschi so aussah wie die von Anne? Nufener hatte endlich seinen Sohn zu Bett gebracht. Es war still im Haus, still und etwas einsam. War er zu bedauern? Er schenkte sich einen edlen Whisky ein (Oban, zwei Mal gebrannt) und betrachtete den Abendhimmel. Wenn doch diese Anne jetzt zur Tür herein käme und ihn nähme… Die Hüfte seiner Frau erschienen Anton Huber an jenem Abend besonders appetitlich. Er konnte sich kaum sattsehen und schaufelte Speck und Bratkartoffeln in sich hinein. Ohne Umschweife vögelte er spätnachts seine Kathrin, er liebte ihr dunkles Wäldchen über alles. Was wäre, wenn sie es wegrasierte? Sähe sie so aus wie Anne? Anton Huber kam drei Mal kurz hintereinander. Die ahnungslose Kathrin staunte. Nachdem sich Anne Patricks Kamera und seiner Hand hingegeben hatte, nahm sie 50 Pfund Sterling entgegen und ging weiterhin ihrem Job im Burger King nach. Whopper für Whopper. Patrick aber schleuste einen 3.5 Megabyte grossen Ausschnitt seines Schmutzfilmchens ins Internet ein – und verwirrte so Tausende von Kazaa-Tauschbörsennutzern, deren Fantasien explodierten wie Tretminen unter einer Elefantenherde. Spätestens in dem Augenblick, wo Patricks Hand sich Annes Schamlippen näherte, sträubten sich mir als Frau, wie gesagt, die Haare. Nicht nur Männer laden angeblich derartige Filme herunter, sondern auch Frauen. Ein Tipp an die Leserinnen unter Euch: Loggt Euch in die PC’s Eurer Männer ein. Klickt auf „Arbeitsplatz“. Öffnet den Pfad C:Shared Folder. Dort werdet Ihr möglicherweise das Filmchen über Anne kennen lernen. Ein Tipp an die Leser unter Euch: Loggt Euch in die PC’s Eurer Frauen ein. Klickt auf „Arbeitsplatz“. Öffnet den Pfad C:Shared Folder. Dort werdet Ihr möglicherweise nichts finden ausser ein paar harmlosen MP3-Dateien. Frappante Unterschiede zwischen Männern und Frauen werden hier deutlich.Mich erregten die Spielchen zwischen Anne und Patrick. Vorsichtig ertastete er ihre empfindlichste Stelle und kitzelte sie genau an dem Punkt, wo die Schamlippen zusammen treffen. Zaghaft spreizt er sie und zeigt Annes kleine Labien, die – mal von der rosa Farbe abgesehen – wie Schmetterlingsflügel wirkten. Er reizte auch diese delikate Stelle mit dem Finger. Ob Anne jetzt stöhnte? Frech tastete Patrick nach ihrem Liebesloch und fand es auch. Er schob den Mittelfinger tief hinein. Annes Becken bewegte sich; sie zog die Beine an. Ob sie sich überhaupt bewusst war, dass man(n) ihren kleinen Anus jetzt sehen konnte – Patrick und die Internetgemeinde? Patrick beträufelte Annes Damm (für Laien: die Region zwischen Vagina und Poloch) mit Öl und begann zu massieren. Annes Becken bewegte sich immer heftiger – mir ginge das genau so. Lassen wir sie in Ruhe sich ihrem Orgasmus nähern. Wenden wir uns ein letztes Mal Bill, Lucelli, Bonde, Nufener und Huber zu. Steven Bills Sekretärin freute sich über dessen Komplimente aus vollem Herzen – obwohl sie ihre sekretärinnenspezifische Verlegenheit zeigte. Edoardo Lucelli genoss sein Brathühnchen über alle Massen – umringt von seiner Familie unter dem toscanischen Fühlingshimmel. Jeremy Bonde machte sich in aller Vorsicht an Julies Frühlingskleid zu schaffen. Sie liess ihn gewähren. Als es von ihr abfiel, hatte er Gewissheit: Sie sah „da unten“ ganz anders aus als Anne. Und doch wie Anne. Über Kurt Nufener gibt es nicht viel zu sagen. Er schlief über seinem Whisky ein. Sein letzter Gedanke war auf eher tiefem Niveau angesiedelt. „die Hand, die Katze spielt mit der Muschi, der Maus. Anton Huber beschloss, seine Kathrin zu einer Rasur zu überreden, was diese nicht ablehnte. „Zuerst aber melkst Du noch die Kühe, holst Wasser am Brunnen und machst das Schweinefutter bereit.“
Anne genoss im Herzen von London die erste warme Mahlzeit seit Tagen und lächelte versonnen vor sich hin.

[(c) by Anita I.]

Sonntag, 15. November 2009

Beim Zirkus

Wenn ich an die Saison zurück denke, die ich als 15jährige beim Zirkus verbracht habe… Wie gerne habe ich doch den Wohnwagen geteilt mit Alyssa, der Schlangenbeschwörerin. Mit Begeisterung war ich „Mädchen für Alles" gewesen, hatte rosa Zuckerwatte an die mehr oder weniger zahlreichen Zirkusbesucher verkauft – gerne habe ich mich verführerisch angezogen – um mehr Käufer anzulocken. Ja, ich war ein ziemlich verwegenes Ding damals, ein Luder, würde man heute „liebevoll" sagen. Meine Eltern arbeiteten damals für drei Jahre in Zürich, wo ich auch eingeschult wurde. Allerdings begann die Schule in Zakynthos bereits mit 6 Jahren – weshalb ich in der Schweiz ein Zwischenjahr einlegen musste. Mein Vater hatte Kontakte zum kleinen Familienzirkus, und ich musste nicht lange betteln – um so weniger, weil drei Mal die Woche auch für Zirkuskinder Unterricht stattfand. Alyssa musterte mich am Anfang misstrauisch. „Solche Röckchen gehören sich nicht im Zirkus – naives, junges Ding!" schalt sie mich. Zu Hause hatte nie jemand so zu mir geredet. Ich stellte aber bald fest, dass Alyssa ein Herz aus Gold hatte. Wenn sie auf der Wohnwagentreppe sass und ihre Zehennägel lackierte, wirkte sie in ihrer Körperfülle wie ein Gemälde in einer von der Sonne beschienenen, ordentlichen Welt. Rasch stellte ich auch fest, weshalb gerade die Männer schmunzelten, wenn sie an unserer Wäscheleine vorbei gingen: Alyssas Unterwäsche hatte das Format von kleinen Zelten – leinenes, strahlend weisses Material; die Unterhosen waren mit Bordüren verziert. Vor allem der Bärendompteur blieb oft stehen und betrachtete Alyssa mit einem lüsternen Glitzern in den Augen. Er gefiel mir ganz und gar nicht. „Süsses kleines Früchtchen, mit dem Du jetzt den Wohnwagen teilst", machte er Alyssa (und mich) an. Die Schlangenbeschwörerin schnaubte bloss. Abgesehen vom Bärentypen machte es mir Spass, Männer zu reizen. Ich kam aus einer völlig andern Weltgegend und war überglücklich, das prüde Zakynthos für eine Weile hinter mir zu lassen. Viel hatte ich gelesen über Deutschland und die Schweiz, eifrig H&M Kataloge durchgeblättert und mich darin wieder gefunden – als kecke Anita mit all den Accessoires, die ich in meiner griechischen Heimat so schmerzlich vermisst hatte. Bald stellte ich fest, dass es im Zirkus nicht nur Zuckerwatte zu verkaufen gab. Das Leben war eher hart hier; ich musste wischen, beim Zeltabräumen mithelfen, kochen, waschen und das Fleisch für die Raubtiere zubereiten. Immer häufiger hielt der Bärendompteur sich in meiner Nähe auf. „Häsch sicher es herzigs Fützli, gäll?" fragte er mich eines Tages. Ich hatte keine Ahnung, worauf er hinaus wollte. Den Schweizer Dialekt kannte ich kaum – was ein „Fützli" war, sollte ich aber bald erfahren. Am Abend war es am schönsten. Wenn nach 22.00 Uhr die Aufführung vorüber war, konnten wir uns endlich zur Erholung hinsetzen. Oft entfachten die Männer ein offenes Feuer; wir sassen im Kreis. Jeder versuchte, den andern mit noch unglaublicheren Geschichten zu übertreffen, dazu gab es Apfelsaft, Bier, Bohnen, Speck und Kartoffeln. An besonders glücklichen Tagen wurden gebratenes Huhn und Chips gereicht. An weniger glücklichen Tagen, wenn mal wieder die Besucher ausblieben, mussten wir uns mit Heringen aus der Dose begnügen. Das war besonders schlimm für die nordafrikanischen Mitarbeiter, die tagsüber wegen des Ramadan nichts essen durften – und sich dann in der Nacht heisshungrig um ein paar mickrige Heringe stritten. Sie arbeiteten am härtesten. Sie waren illegal in der Schweiz, hatte ich erfahren, und nahmen alles auf sich, nur um nicht weg gewiesen zu werden vom Zirkus. Schlaf gönnten sie sich kaum und wurden von „innern Kreis" der Zirkusfamilie, dem auch der Bärendompteur angehörte, aufs Schamlose ausgenutzt. An einem lauen Sommerabend sassen wir mal wieder vereint ums Zirkusfeuer. Über dem ärmellosen Rock trug ich ein lila Jäckchen, das meine Mutter mir einst geschenkt hatte. Zu meiner Rechten thronte Alyssa. Ihre knallroten Zehennägel leuchteten im Widerschein der Flammen. Links von mir sass der Bärendompteur. Seine Frau stammte aus der Ukraine, und mir war zu Ohren gekommen, dass er sie gelegentlich an Kollegen „weitervermietete". Der Mann war durch und durch versaut. Er hatte ein blondes Bocksbärtchen, was ihn auch nicht sympathischer machte. An jedem Ohr trug er drei kleine goldene Ringe, und seinen linken Oberarm zierte ein Anker-Tattoo. Rono war mehrerer Sprachen mächtig und er tat kund, mit 250 Frauen geschlafen zu haben in seinem 42jährigen Leben. An jenem Abend war auch seine Frau Mira anwesend. Sie war etwa halb so alt wie er, hatte wundervoll dichtes, schwarzes Haar und war – wie es sich für eine Zigeunerin gehört – schmuckbehangen. Mir gegenüber sass Ironimo, der Liliputaner. Er amtierte als Clown, Tierpfleger und Küchenchef. Gerade der Status als Küchenchef verlieh ihm eine gewisse Macht, die er auch ausspielte: Er quälte gern. Mehr als einmal hatte ich mit ansehen müssen, wie er mit leuchtenden Augen junge Katzen ertränkte oder der kleinen Rita, der Tochter des Zirkusdirektors, heimlich Pfeffer aufs Pausenbrot bröselte. Es war mir fast schon peinlich, wie er an jenem Abend auf meine Beine starrte. Auch wenn das alles jetzt lange her ist: Ich erinnere mich an jede Kleinigkeit. Es kam der Moment, wo Rono mir ein Glas Brunello anbot. Ich kannte bis zu diesem Augenblick nur Retsina, unseren griechischen Harzwein. Rotwein war mir völlig unbekannt, und ich war neugierig. „Trink, Mädchen, trink!" forderte er mich auf und rückte näher. Er erzählte von Rumänien, seiner Heimat, von den willigen Frauen dort, von seinen Tauchabenteuern am Barrier Reef, von seiner Bikertour im Mato Grosso. Er war weit in der Welt herum gekommen, und das glaubte ich ihm auch. Noch immer hegte ich ihm gegenüber Misstrauen, aber mich faszinierten seine ausgeschmückten Abenteuergeschichten. Dem ersten Glas Brunello folgte ein zweites, ein drittes. Mir war leicht schwindlig. Es ging gegen Mitternacht; Alyssa hatte sich längst in unseren Wohnwagen zurückgezogen, nicht ohne mir noch einen warnenden Blick zuzuwerfen. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass nur noch Ironimo, der Liliputaner, Rono und ich am verglimmenden Feuer sassen. Ironimo rückte näher, beugte sich zu mir vor. „Und jetzt erzähl Du mal, Kleines", forderte er mich auf, „erzähl von Deiner Heimat". Das versetzte mir einen Stich ins Herz: Ich vermisste Zakynthos aufs Schmerzlichste. Ronos Hand auf meinem Schenkel empfand ich eher als Trost denn als Belästigung. Er hätte, was sein Alter anbelangte, mein Vater sein können. Mit einem Mal spürte ich, dass dieser Abend nicht hier draussen zwischen den Wohnwagen enden würde, von denen zum Teil die hellblaue, korallengrüne oder karmesinrote Farbe abblätterte. Es war Rono, der die Initiative ergriff und den Liliputaner und mich in seinen Wohnwagen auf einen Gute-Nacht-Drink einlud. Erst protestierte ich – der nächste Tag begann für mich früh, um 6.00 Uhr nämlich. Aber eben… ich wollte Teil sein dieser Zirkusgesellschaft, mehr als „nur" eine Saison-Aushilfe. Also gab ich nach und folgte Rono und Ironimo. Wieder schnappte ich dieses gewöhnungsbedürftige Wort auf, „Fützli", und hörte ein sonores Lachen. Mit Herzklopfen kletterte ich hinter den beiden her ins Innere des Wagens. Rono hatte sein Gefährt etwas ausserhalb der eigentlichen Wohnzone aufgestellt; in der Nähe seiner Raubtiere und direkt hinter dem grossen Zirkuszelt. Sein Wagen war ausgesprochen luxuriös ausgestattet – mit schweren Perserteppichen, zwei Kronleuchtern (die während der Fahrt bestimmt heftig klirrten), einer Stereoanlage, wie ich sie noch nie gesehen hatte, einer Bar mit zahllosen Flaschen und Etiketten, die bunter nicht sein konnten. Mindestens zehn Fischsorten tummelten sich in einem Aquarium. Rono fläzte sich aufs Wildledersofa; der Liliputaner machte es sich neben ihm bequem. Zu meiner Überraschung war auch Alfonso, der Messerwerfer, anwesend. Wie ein Pirat sah er aus mit seinem riesigen Schnauzer – er wirkte auch ausserhalb seiner Show gefährlich. „Anita", sagte Rono, „bevor es etwas zu trinken gibt, wartet auf Dich eine kleine Mutprobe". Er machte eine Handbewegung zu Alfonso hin. „Ich – äh – möchte mit Dirrr Mässserwärfen üben!", sagte er zu mir in seinem fremdländischen Akzent. Ich fühlte mein Herz klopfen. Einerseits aus Angst, klar, andererseits reizte mich der Gedanke, immer tiefer in die verrückte Zirkuswelt hineinzurutschen, so tief, dass ich nie mehr herausfand. Wortlos reichte Rono mir ein klitzekleines silbernes Höschen und dazu zwei glänzende Sternchen, um die Brustwarzen zu bedecken. „Zieh Dich um!" forderte er mich auf. „Es macht Spass, Du wirst schon sehen!" Ich war hypnotisiert. Rono zeigte mir einen kleinen Nebenraum, wo ich ungestört war. Zitternd vor Aufregung legte ich meinen Rock ab, kletterte aus dem Slip und zwängte mich in das silberne Ding. Es sass knapp und rutschte zwischen meinen Pobacken hoch. Noch um einiges knapper bedeckten die beiden Sternchen meine Brüste. Im Wandspiegel sah ich aber aus wie eine richtige Zirkusartistin, bloss meine Sandaletten passten nicht. Ich liess sie weg, öffnete die Tür und huschte mit nackten Füssen über den Perserteppich. „Nicht schlecht, Kleines!" murmelte Rono; die andern beiden nickten bestätigend. Es war Mitternacht; eine kühle Brise wehte. Die Zirkuskuppel setzte sich dunkel vom Abendhimmel ab; es duftete nach Sommer, Raubtieren und Dung. Ob der Rotwein mich so aufgeheizt hatte? Mir machte es überhaupt nichts aus, zwischen den drei Männern barfuss über den Rasen zu gehen, aufs Zirkuszelt zu. Ironimo ging hinter mir; alle drei schwiegen. Die Manege war nur von zwei Scheinwerfern erhellt; der Liliputaner machte sich am Beleuchtungspult zu schaffen. Rono fixierte mich an der Drehscheibe. Im Nachhinein muss ich sagen, dass er das sehr korrekt tat; er berührte mich nicht unnötig. Arme und Beine musste ich weitwinklig abspreizen; der Bärendompteur betrachtete lächelnd mein Becken; ich werde diesen Blick nie vergessen. Es war der Blick eines Raubtiers. Im Dunkeln – ich wurde von den Scheinwerfern geblendet – nahm ich die Umrisse von Alfonso wahr. Ich schloss die Augen, stellte mir vor, es sässen Zuschauer im Raum. Als ich mich ein wenig entspannte, hörte ich ein Sirren über mir – dann fühlte ich eine Erschütterung knapp über meinem Haaransatz. Das erste Schwert sass. Langsam begann die Scheibe sich zu drehen. Nein, schwindlig wurde mir nicht, dazu war ich viel zu aufgeregt. Das zweite Schwert steckte exakt zwischen meinen Beinen; das dritte unter der linken Achsel. Ich bewunderte die jungen Frauen, die so etwas täglich (beziehungsweise allabendlich) mit sich machen liessen, von den Seilkünstlerinnen gar nicht zu reden. Ich liess meine Zirkustage Revue passieren, dachte an Johnston, den alten Elefanten mit nur noch einem Stosszahn, Sea, die Löwin, die kleine rothaarige Rita, die ich so lieb gewonnen hatte… und da war der Spuk auch schon vorbei. Rono befreite mich aus meiner misslichen Lage und hielt mich rechtzeitig fest, weil ich keinen Boden unter meinen Füssen fand. Er legte seine schweren, warmen Männerhände auf meinen Bauch, Hände, mit denen er sonst die gefährlichen Tiere kontrollierte. Klar war er ein heilloser Macho, aber ich bewunderte ihn für seine vielen Abenteuer, seine derbe Art, sein verwegenes Aussehen. Ich war ja erst fünfzehn; er erschien mir als eine Art Übervater. „Alfonso hat seine Sache gut gemacht, nicht?" fragte er mich, und ohne eine Antwort abzuwarten wies er Ironimo an, die Scheinwerfer zu löschen. „Jetzt hast Du Dir Deinen Drink verdient, Anita!" Es war das erste Mal, dass er nicht „Kleines" zu mir sagte. Ich entfernte im taufeuchten Gras das Sägemehl von meinen Füssen und kletterte zum zweiten Mal an diesem Abend in Ronos Wohnwagen. Ich liess mich dazu überreden, mich noch nicht umzuziehen. „Ist doch viel hübschärrr so", liess Alfonso sich vernehmen. Ironimo mixte uns vier bunte Drinks und verzierte sie kunstvoll mit Tropenfrüchten. Sein Kopf reichte kaum über die Theke; ich beobachtete das witzige Schauspiel, das seine Hände vollführten. Es sah ein wenig aus wie Marionettentheater. Erst jetzt stellte ich fest, dass ich mein eines Sternchen verloren hatte: Meine rechte Brust war nackt. Ich schämte mich und fragte mich, wieso das professionellen Artistinnen nie passierte. „Nimm doch die Hand da weg", sagte Rono, „wir drei haben schon manche Brust gesehen". Er grinste breit, ebenso Alfonso. Das Gesicht des Liliputaners sah ich aus dem soeben erwähnten Grund nicht. Es war ja unter dem Tresen verborgen. „Anita", sagte Rono bedeutungsvoll, „wir möchten Dich in unseren Kreis einweihen. Das hier ist gewissermassen ein Initiationsritus. Die erste Prüfung hast Du schon bestanden". Ich hatte keine Ahnung, was ein Initiationsritus war. Ironimo stellte die Getränke vor uns hin und konnte kaum die Augen von meinem Busen lösen. „Also, Jungs, jeder darf mal!" Worum ging es jetzt? Was „durfte" jeder mal? Entjungfert worden war ich ja schon – geschehen an einer Klassenparty in Zakynthos. Was wollten die drei? „Anita, setz Dich zu mir auf den Schoss, komm!" versuchte der Bärendompteur mich zu verführen. Er war wohl gleichzeitig ein Frauendompteur. Ich folgte seiner Aufforderung. Er machte sich an meinem Höschen zu schaffen. Ironimo fielen fast die Augen aus den Höhlen, ich erinnere mich genau. Rono begann mich zu streicheln, ganz sanft, und nur mit dem Zeigefinger. Alfonso atmete schwer. Ironimo gingen fast die Augen über. Was war denn an mir so Besonderes? Klar kann ich mich nicht mehr an jedes Detail erinnern; das Ganze liegt zu lange zurück; einen Teil habe ich auch verdrängt. Ich habe diese Erzählung bisher so weit ausgeschmückt, dass sie lesbar wird – ohne dass ich mich dabei verleugne. „Gäll, Ironimo, d’Anita hät es herzigs Fützli?" Endlich wurde mir klar, was man hierzulande unter einem „Fützli" verstand. Es ging schlicht und ergreifend um meinen Intimbereich, der jetzt offen und verletzlich war. Ironimo stand langsam auf und näherte sich uns. Nicht meine Genitalien interessierten ihn jedoch, sondern meine Füsse. Er ging vor uns in die Knie und griff nach meinem rechten Unterschenkel. Bevor mir bewusst wurde, was hier geschah, machte er sich daran, meinen rechten Grosszeh abzulutschen, so, als wäre er aus Himbeereis. Wie das kitzelte! Daran erinnere ich mich noch gut. Ironimo leckte systematisch, Zeh um Zeh, auch die Zwischenräume – mit einer Zunge, die so lang war wie die von Gene Simmons. Längst hatte ich das silberne Höschen wieder zurecht gerückt – so, wie sich das gehörte. Ironimos „Behandlung" brachte mich erst zum Lachen – ich wand mich in Ronos Armen. Dieser hielt mich fest, als sässe ich in einem Schraubstock. Ich war dem Liliputaner ausgeliefert. Je stärker ich versuchte, mich zu wehren, desto mehr erregte ihn das. Ich war hin- und her gerissen zwischen Scham und Ekel; gleichzeitig machten mich Ronos Streicheleien schwach. Alfonso machte sich an seinem Penis zu schaffen. Sein Gesichtsausdruck war sehr verletzlich, als er damit begann, sich zu reiben. So hatte ich den verwegenen Messerwerfer noch nie gesehen. Klar hatte ich bereits erste Erfahrungen mit dem steifen männlichen Glied – mit onanierenden Typen sowieso. Klar hatte ich einiges erlebt in Zakynthos, an den Parties unserer Schule – aber da hatte sich alles im Dunkeln abgespielt. Ich konnte manches nur erahnen, und das war gut für meine Entwicklung. Alfonsos Glied schien mir übergross; er rieb und rieb… bis ich mich, auf Ronos Aufforderung hin, kniend auf dem Perserteppich wiederfand. Rono massierte mit seinen kräftigen Händen meinen Hintern; ich erinnere mich genau. Mit dem Mund tat ich etwas, das mir damals seltsam schien. Ich lutschte Alfonsos erigierten Schwanz. So weit war ich bis dahin nicht gegangen - und war leicht irritiert wegen dem, was da zwischen meinen Lippen pulsierte. Ironimo hatte ich aus den Augen verloren. Wie ein Echo hallte Ronos Satz in mir wider: „Jeder darf mal." Der Erste war natürlich Rono. Er schob mein Höschen zur Seite und drang ohne Zögern in mich ein. Ich hielt mit dem Lutschen inne und entzog mich Rono, so, wie das vielleicht auch andere getan hätten, die als Frau zur Welt gekommen sind. Er stiess fluchend ein zweites Mal zu. „So nicht!" mischte sich in diesem Moment Ironimo ein, „lass das! Sie ist ja erst fünfzehn…" Offenbar war der Mann doch nicht der kaltherzige Sadist, für den ich ihn gehalten hatte. Er schob seinen Kollegen zur Seite und begann zu lecken, diesmal nicht meine Füsse. Das tat gut, sehr gut sogar. Ironimo linderte mein Brennen; ich spürte, wie ich immer feuchter wurde. Jetzt war ich bereit. Vorsichtig dehnte Ironimo meine Rosette, schob einen Finger hinein. Untersuchte er mich? Was war mit mir? Sollte ich mich wehren? Gleichzeitig war ich sterbensgeil… die drei Männer machten ihre Sache gut. Auch Rono war jetzt weniger brutal; er bumste mich mit langsamen, kräftigen Stössen. Hatten die Drei jetzt, was sie wollten? War das der Initiationsritus? Alfonso spritzte in meinem Mund ab; ich fand das Zeug eklig, liess mir aber nicht viel anmerken und schluckte das salzige Sekret. Ironimo machte sich wieder an meinen Füssen zu schaffen, während Rono mich von hinten nahm. Ich war jetzt nackt; das silberne Höschen lag irgendwo. Gemächlich massierte er meine Brüste – wie sehr ich seine Hände mochte, kann ich nicht beschreiben. Er kam auf meinem Rücken; Ironimo leckte das Zeugs weg, was mich vollends befremdete. Irgendwann gegen 2.00 Uhr morgens schaffte ich es zurück in meinen Wohnwagen. Alyssa erwartete mich mit in den Hüften festgestemmten Armen; Mira, Ronos Frau, schlief in unserem Gästebett. Ihr schwarzes Haar war übers ganze Kissen ausgebreitet.Am nächsten Abend liess ich mich an Miras Stelle an der Drehscheibe festzurren; der Zirkus war voll mit Publikum. Diesmal blieben die beiden Sternchen an Ort und Stelle, Gott sei Dank, selbst als das erste Messer auf mich zuflog. Wenn ich an die Saison zurück denke, die ich als 15jährige beim Zirkus verbracht habe, wird mir weh ums Herz. Noch heute finde ich Zirkuskuppeln, Manegen und bunte Drinks aufregend. Bären sowieso.

[(c) by Anita I.]

Sonntag, 8. November 2009

Philippina

oder Christinas Kleiderschrank

Geahnt hatte sie es schon lange. Walter war nicht mehr der selbe. Keineswegs. Als sie ihn kennen gelernt hatte, vor Jahren, war er ein Herzensbrecher gewesen. Einer von der raren Sorte. Er konnte sich hineindenken in die Frauen. So etwas hatte sie noch nie erlebt. Als ausgesprochen sensiblen Mann hatte sie ihn kennen gelernt. Schon seine langen Wimpern seien ein optischer Hinweis auf angeborene Empathie, hatte ihr eine Studienkollegin verraten. Sibylle hätte Walter selbst gerne abgekriegt. Es konnte aber nur EINE geben. Diese Eine war Christina. Oh ja, und sie hatte Walter belohnt für seine Einfühlsamkeit. Zwei Kinder hatte sie ihm geschenkt, ihm jeden Wunsch von den Augen abgelesen, auch seine – für sie – abartigen sexuellen Präferenzen. Im Urlaub in Cap d’Agde hatte sie sich im Bungalow von einem unbekannten Franzosen nehmen lassen, vor den Augen ihres Geliebten. Das lüsterne Funkeln in Walters Augen würde sie nie mehr vergessen. Der Franzose hatte kurzen Prozess gemacht mit ihr, Christina das geblumte Sommerkleid fast vom Leib gerissen. Walter hatte vor Erregung gezittert. „Donne-moi ta fente!" Joaquins unverblümte Aufforderung hatte sich in ihren zahllosen Alpträumen wiederholt. Wieder und wieder. Donne-moi ta fente!Christina stand vor dem Spiegel und betrachtete sich eingehend. Was konnte sie denn dafür, dass sie mittlerweile 35 war? Dass ihre Haut nicht mehr ganz so glatt und geschmeidig war wie vor 15 Jahren, als sie sich kennen gelernt hatten? Was konnte sie dafür, dass sie zwei Kinder gestillt hatte und ihre Brüste nicht mehr ganz so keck wirkten wie die von Marie-Fé? Was konnte sie für ihre breiten Hüften? Die Orangenhaut, gegen die nichts half? Auch Oil of Olaz nicht? Dafür waren die Geburten von Evelyne und Sue problemlos von statten gegangen – oder?Kurzum: Christina war klar, dass Walter sie mit Marie-Fé betrog. Die philipinische Pflegefachfrau arbeitete erst seit kurzem in Bern. Walter hatte eine schwierige Position als Assistenzarzt – er häufte wesentlich mehr Überstunden an, als das aktuelle Arbeitsgesetz zuliess. Ja, Arzt war er geworden, der Walter. Ihm und der Familienplanung zu liebe hatte Christina ihr Germanistikstudium auf der Strecke gelassen, war zur Hausfrau mutiert. Keiner würde ihr je Vorwürfe machen können. Und jetzt das. Marie-Fé. Sie war noch fast ein Mädchen, mit frechem, kleinem Hintern, bescheidenem Busen und dunklen Augen, tief wie das Meer. Christina hatte sie an einem Betriebsfest, zu dem auch sie eingeladen war, zum ersten Mal gesehen. Marie-Fé war ausgesprochen sprachbegabt. Sie hatte ein paar Jahre in Berlin gelebt und redete nahezu akzentfreies Deutsch. Walter hatte sie ihr vorgestellt als „unser neues Krankenschwesterlein". Auf Walters Arbeitsleben hatte Christina keinen Einfluss. Das schmerzte.Dann war da die Geschichte mit dem Hauszelt in Cinque Terre. Christina hatte sich so auf den Familienurlaub gefreut. Ihre ältere Tocher Evelyne war 8 Jahre alt gewesen damals, Sue 5. Als die beiden mit andern Kleinkindern spielten in der Nachbarschaft, hatte Walter Stefano, einen seiner Freunde, ins Hauszelt eingeladen – auf einen Schluck Chianti. Nach drei Gläsern hatte er Christina aufgefordert, sich vor Stefano und ihm auszuziehen. „Voglio vedere la tua figa!" Auch diese Aufforderung hatte sich in ihren Alpträumen wiederholt. Voglio vedere la tua figa! Dass Walter so etwas zuliess! Er war an Obszönität nicht zu überbieten. „Weißt Du, Baby", hatte er einmal zu ihr gesagt und ihr seine grosse, sehnige Hand auf den nackten Bauch gelegt, „weißt Du, es ist für mich der schönste denkbare Gedanke, dir zuzuschauen, wie Du Dich in den Armen eines Andern windest". Anders als mit Joaquin hatte sie allerdings mit Stefano nicht schlafen müssen. Die beiden Männer hatten im Hauszelt gewichst vor ihr und dabei glasig auf ihre nackte Scham gestarrt. Walter war zuerst gekommen.In ihrer tiefen Verletztheit und Verzweiflung fasste Christina einen Entschluss. Sie gab ihrer Familie vor, sie gehe für eine Woche nach Freiburg zu einer Freundin. Evelyne und Sue waren mittlerweile alt genug, um mit dem vorbereiteten Essen für die paar Tage umgehen zu können, und Walter – ja, auch der konnte zu sich selbst schauen – Überzeit hin oder her. Christina machte sich auf den Weg nach Freiburg, aber nur für vier Tage. Die zweite Wochenhälfte verbrachte sie in unmittelbarer Nachbarschaft ihrer eigenen Wohnung – bei Lucie, einer Ex-Kommilitonin, die zwar das Studium erfolgreich abgeschlossen hatte, jetzt aber arbeitslos war. „Wer benötigt heute schon Deutschlehrerinnen", hatte sie verbittert gesagt, „auf jedem Computer ist ja ein Duden-Konverter installiert, der die Rechtschreibung anpasst". Christina wusste, dass Walter ihre Abwesenheit nutzen würde – möglicherweise für ein Schäferstündchen mit Marie-Fé – schlimmstenfalls in ihrem Schlafzimmer. So viel verriet ihre Intuition. Sie musste nur den Moment erwischen, den „In-Flagranti-Moment". Am Samstag Morgen schlug ihr Herz bis zum Hals. Die beiden Töchter waren in der Schule versorgt; Walter hatte seinen einzigen freien Tag. Tatsächlich beobachtete sie aus dem Nachbarhaus, wie er gegen 09.00 Uhr in den Lexus stieg um einzukaufen. Sie nutzte den Moment und huschte in ihre Wohnung. Über die Unordnung nervte sie sich gar nicht erst und übersah auch die Tomatenkleckse am Herd. Wie eine Einbrecherin kam sie sich vor – in den eigenen vier Wänden. Beherzt öffnete sie eine Schublade und entnahm ihr das grösste Küchenmesser, das sie finden konnte. Dann ging sie ins Schlafzimmer und zog sich bis auf die Unterwäsche aus; es war schwül im Raum. Christina machte es sich im geräumigen Kleiderschrank bequem. Zwei grosse Kissen mit rosa Samtüberzug unterm Hintern, eins im Rücken – so harrte sie der Dinge, die da kommen sollten. Eine breite Ritze in der Holzverschalung gab den Blick frei – direkt aufs Bett, in dem sie mit Walter die beiden Töchter gezeugt hatte.Tatsächlich hörte Christina kurz darauf Marie-Fés babyhaftes Kichern. „Oh Walter", sagte sie immerzu, „oh Walter!" Sanft, ganz sanft begann Christina zu köcheln, innerlich wie äusserlich. Einerseits kam sie sich unmöglich vor, in Slip und BH, eingesperrt im eigenen Schlafzimmer. Andererseits fühlte sie sich als Heldin, bärinnenstark und daran, sich von ihrer Familie für immer zu verabschieden. Der Boden erzitterte leicht; Walter betrat den Raum. Mit seinen 1.80 überragte er die kleine Philippina um mindestens 25 cm. „Soll er sie doch mit seinem Gewicht erdrücken, die kleine geile Kröte", schoss es durch Christinas Kopf. Dann wurde ihr Mund trocken. Marie-Fé kniete auf der Matratze, als hätte sie das schon oft getan. Sie wirkte sehr zerbrechlich im diesigen Sonnenlicht, das durch die Lamellenstoren drang. Marie-Fé trug einen langweiligen Seidenmini mit asiatischem Print – aber WIE sie ihn trug! Er war geschlitzt bis zur Höhe ihrer Hüftknochen und gab ihre nackten Schenkel frei. Walter zog sich sein weisses T-Shirt über den Kopf. Wie erotisch er wirkte! Fast wie im Film… unwillkürlich legte Christina die Hand zwischen ihre Beine. Das beruhigte. Als Marie-Fé das Glied ihres Mannes ablutschte, fühlte Christina bereits keinen Schmerz mehr. Wie klein die Philippina war! Mit ihren rhythmischen Bewegungen wirkte sie eher wie ein Insekt, eine Biene, die am Stempel einer Pflanze nippte. Marie-Fés Hinterteil glich dem einer Hummel; das Ganze wirkte so surreal auf Christina, dass ihre nagende Eifersucht für kurze Zeit schwand. Dann befasste sich Walter, Familienvater, Assistenzarzt und Christinas Partner seit 15 Jahren, mit Marie-Fés Körper. Er griff nach ihren Brüsten. Er fuhr ihr über den Rücken. Er tastete nach ihrem Bauch. Er half ihr beim Entledigen ihres Tops (ebenfalls mit asiatischem Print). Er machte sich an ihren Nippeln zu schaffen. „Oh Walter", keuchte Marie-Fé ergeben. Sie gab dem Familenvater, Assistenzarzt und Partner einer andern Frau den Eindruck, dass er seine Sache gut machte. Vorsichtig, um keine auffälligen Geräusche zu erzeugen, öffnete Christina ihre Schenkel. Ihre Hormone tobten. Da war brennende, stechende Eifersucht an erster Stelle. Hinzu kam Zorn, gepaart mit aufwallender sexueller Erregung. Vorsichtig streifte sie ihr Höschen ab. Marie-Fé war jetzt nackt. Sie wirkte wie ein Mädchen. War Walter pädophil? Würde er es wirklich wagen, diese blutjunge Philipina zu nehmen? Würde er sie auf die selbe Weise stossen, wie er das jahrelang mit Christina getan hatte? Lasziv, mit langsamen Bewegungen, direkt aus der Hüfte? Kurzum: Er tat es. Machte sich am Saum von Marie-Fés Minirock zu schaffen. Schob ihr String-Höschen zur Seite. Zwängte sich in ihre zarte Frucht. Marie-Fé wimmerte; es schien nicht zu klappen. Walters Penis war viel zu gross für die Philipina. Christina, die in ihrem Schmerz glühte, erinnerte sich, mal gelesen zu haben, dass viele Philipininnen Geburtsprobleme hätten, weil die weissen Männer, die sie oft um mehr als einen Kopf überragten, viel zu grosse Kinder zeugten mit ihnen. Marie-Fé hatte kaum ein Becken, und wenn, dann ein sehr schmales. Sie kniete jetzt, hatte ihre frechen braunen Pobacken aufgerichtet und lud Walter, Familienvater, Assistenzarzt und Partner einer andern Frau, ein, in sie zu dringen, tief und nachhaltig. Walter machte sich an der Nachttischschublade zu schaffen und förderte die Fenjal-Lotion zutage, die er Christina eben erst zum Geburtstag geschenkt hatte. Mit dieser Lotion massierte er jetzt Marie-Fés Pussy. Erst schloss Christina schmerzvoll die Augen, dann beobachtete sie gebannt, wie ihr Mann die kleine Frau vorbereitete. Liebevoll knetete er ihre Pobacken (so liebevoll, wie er es bei Christina nie getan hatte), massierte ihr Kreuz so lange, bis die Philipina sich umdrehte und mit abgewinkelten Armen und gespreizten Beinen vor ihm lag. Lange massierte Walter ihren Bauch, den Brustkorb, unter dem sich Rippen abzeichneten. Er küsste Marie-Fés Hals; das schien sie besonders zu mögen. Ihre Zehennägel waren blau lackiert, so weit Christina das feststellen konnte. Sie atmete tief durch. Dann vergrub Walter sein Gesicht zwischen Marie-Fés Schenkeln. Diese stöhnte laut, schrie fast. Das war der Moment, in dem Christina ihre Mordpläne sausen liess. Sie liess das grosse Küchenmesser im Holzschrank stecken, stiess die Tür auf und stürzte sich auf ihren Mann. Marie-Fés markdurchdringender Schrei wäre bis ins Erdgeschoss zu hören gewesen, hätten sich die Leute in ihren Wohnungen befunden. „Schweinekerl", sagte Christina nur, „Schweinekerl!" Sie packte selbstbewusst Walters Sexualorgan und führte es bei sich ein. Sie machte sich so eng wie möglich und begann ihren Teufels- oder besser gesagt Hexenritt. Die Philipina starrte sie mit schreckgeweiteten Augen an. „Du kommst auch noch auf Deine Rechnung, wenn der Bock noch kann…" zischte sie Marie-Fé zu. Christina liess erst von ihrem Mann ab, als sie dessen heissen Samen tief in sich spürte. Dann legte sie einen Arm um Marie-Fé, die wie gelähmt vor ihr lag, und spreizte mit der andern Hand deren Pobacken. „Nimm sie jetzt!" forderte sie ihren Mann auf. „Ich kann nicht!" jammerte dieser, „ich kann nicht – vor Dir…!" „Weißt Du, Baby", sagte sie spöttisch, „weißt Du, es ist für mich der schönste denkbare Gedanke, dir zuzuschauen, wie Du Dich in den Armen einer Andern windest… Erinnerst Du Dich an Joaquin, hm? Wie er mich gevögelt hat in Deinem Auftrag, damals, hm? Erinnerst Du Dich an Stefano? Ich habe mich vor ihm ausziehen müssen. Richtig?" „Christina… das ist doch ganz was anderes…" entgegnete ihr Mann verzweifelt.Zorn und Erregung verliehen Christina übernatürliche Kräfte. Sie hinderte mit der rechten Hand Marie-Fé an der Flucht und machte sich mit der Linken an Walters Peniswurzel zu schaffen. „Komm schon, Du darfst!" hauchte sie ihm zu. „Jetzt hast Du gleich zwei von uns…" Marie-Fés kräftiger Intimgeruch stiess sie ab und faszinierte sie gleichsam. „Schau ruhig her, Walter. Magst Du ihre dunklen Schamlippen? Ihr enges Löchlein? Oder stehst Du eher auf das, was Du bei mir siehst?" Sie legte sich auf Marie-Fé und nahm sie in den „Schwitzkasten". Sie schmiegte ihre feuchte Scham an Marie-Fé. Walter hatte die Möglichkeit, die beiden Frauen abwechslungsweise von hinten zu stossen. Das Problem war nur: Er konnte nicht. Wie ein geschrumpelter Engerling wirkte das Gemächt des stolzen Familienvaters, Assistenzarztes und Partners einer andern (jetzt physisch anwesenden) Frau. Als aber Christina verführerisch mit dem Po zu wackeln begann, ging es – im wahrsten Sinne des Wortes – langsam aufwärts. Kurz darauf hatte Walter eine flammende Erektion, die er an den beiden Frauen abwechslungsweise auslebte. Da war Marie-Fés bescheidene Anatomie, ihr enges, aber süsses Liebeslöchlein, in das er nur knapp mit der Eichel eindringen konnte, ihre steifen, winzigen Nippel, ihr fruchtiger Mund… und da war Christines ausladender Hintern, ihr weicher, weisser Bauch, ihre Hängebrüste, die er doch so mochte… Marie-Fés babyhaftes Gewimmer heizte ihn noch zusätzlich an. Er wurde zum Stier, wollte es den beiden Frauen zeigen. Diese aber zwinkerten sich in einem unbeobachteten Moment zu. Sie hatten sich gefunden und den eitlen Familienvater, Assistenzarzt und Partner (jetzt wohl beider Frauen) entlarvt. Die drei entspannten sich noch eine Weile auf der sündigen Matratze und gingen dann ihrem Tagesgeschäft nach. Christina kümmerte sich um die beiden Töchter, Walter trat seinen Wochenenddienst an und Marie-Fé machte sich auf den Weg zu Timo, dem Vorgesetzten von Walter.

[(c) by Anita I.]

Sonntag, 1. November 2009

Luna

Luna hatte breite Lippen. Das war ihr Hauptmerkmal. Breite Lippen. Lunas Vater war Nigerianer, die Mutter kam aus Eritrea. Die beiden hatten Luna breite Lippen geschenkt. Gelassenheit auch. Luna sass in der Nähe des Bahnhofs in einem Café und nestelte in ihrer Tasche nach der Pommade. Damit hielt sie ihre Lippen feucht. Klar. Die Luft war ja so was von trocken in dieser kleinen süddeutschen Stadt. Luna trug an jenem Donnerstag Morgen einen senfgelben Pullover, der sie eher schlecht vor der Kälte schützte – und stillte ihre vier Monate alte Tochter. Das war für sie etwas ganz Natürliches, das öffentliche Stillen. Genüsslich nippte sie dazu an ihrem Espresso. Gesättigt und müde war ihre kleine Joenne; der Kopf des Babys kippte zur Seite. Herr Berger liess sich den kurzen Moment nicht entgehen, in dem Lunas Brustwarzen zu sehen waren. Grosse, dunkle und naturgemäss steife Brustwarzen hatte Luna, beim Stillen sowieso. Diskret blickte Herr Berger wieder zur Seite, so, als hätte man ihn ertappt. So, wie das die meisten Männer tun. Nachdem sie hingeschaut haben. Ts ts, so etwas tut man doch nicht! Einer stillenden Mutter auf den Busen… ts, ts. Da war aber dieser erregende Kontrast von senfgelbem Pullover und den Nippeln einer Eritrea-Nigerianerin… Herr Berger war aufs Höchste erregt. "Comment s’appelle la petite?" fragte er mit gespielter Neugier und beugte sich über den kleinen Bistrot-Tisch. "Ich spreche auch Deutsch", machte ihn Luna aufmerksam und zog ihren Pullover zurecht. Eine kleine nasse Spur zeichnete sich auf der Baumwolle ab, an der Stelle, wo noch ein wenig Milch aus ihrer Brust tröpfelte. Die kleine Joenne sog gut; Luna begriff nicht, wieso die Europäerinnen oftmals eine Stillberatung benötigten. Es war doch ein derart natürlicher und problemloser Prozess, einem Kleinkind zu Trinken zu geben… die Leute hier waren so was von degeneriert, dachte sie oft bei sich, verdrängte aber solche Gedanken sofort. Sie musste froh sein, hatte sie trotz ihrer dunklen Haut überhaupt eine Stelle und eine Wohnung gefunden. Freunde hatte sie keine hier. Herr Berger auch nicht. Er sah bedeutend älter aus, als er war, mit seinen 40 Jahren… Nicht nur sein sich lichtendes Haar wies auf unaufhaltsamen Zerfall hin, sondern auch seine schweren Augenlider, die er schon lange hätte liften lassen, wenn nur das Geld… das ihm sein Vater als Vorerbe versprochen hatte, endlich daher gekommen wäre. Er lebte seit Jahren allein, war zwei Mal geschieden. Da lächelte ihn Luna an! Ihr Lächeln brannte sich mitten in sein Herz. Als sie aufstand, konnte Herr Berger nicht anders, als auf ihre Beine zu starren. Sie steckten in engen Jeans, waren endlos und mündeten im Nirvana. Hilfsbereit erhob sich Herr Berger und half Luna, die Kleine in den schäbigen Kinderwagen zu packen. Luna dankte es ihm erneut mit einem Lächeln. Sie wohnte gleich um die Ecke, hatte sich bloss diesen kleinen Espresso gönnen wollen. Mehr nicht. Aber da war dieser Mann. Herr Berger. Er erinnerte sie stark an ihren älteren Bruder. Kokett zwinkerte sie ihm zu. Wie es zu einem Gespräch kam zwischen diesen beiden völlig unterschiedlichen Personen, ist schwer zu sagen. Luna redete mit einem Mal drauflos; Herr Berger warf Fragen dazwischen. Die Nervosität der beiden war greifbar. Senfgelber Pullover, dunkle Haut, Jeans. Reizbegriffe für Herrn Bergers Beuteschema. Älterer, wohl erzogener, vermutlich gut situierter Herr. Nicht gerade Lunas Traum, aber wieso sollte nicht auch sie mal ihren Spass haben? Sie war allein erziehend und wusste nicht genau, von wem ihr Kind war. Das hatte fatale Auswirkungen auf die Gerichtsverhandlungen. Anzeige gegen Unbekannt? Was hätte sie tun sollen? Herr Berger folgte ihr zur kleinen Wohnung um die Ecke. "Ich wohne im Erdgeschoss", sagte Luna bestimmt und suchte den Haustürschlüssel. Herr Berger, seines Zeichens seit Monaten arbeitslos, hatte nur noch Augen für den senfgelben Pullover. Modefotograf war er gewesen, ehrlicher gesagt, Assistent. Er durfte gnädigst das Layout entwerfen, das wiederum von anderen definiert wurde. Mit Kontakten zu den Models war da gar nichts. Der Mann von der Strasse stellt sich das kreuzfalsch vor. Im Treppenhaus roch es nach Kohl. Da war dieser typische 40er-Jahre-Geruch, wie ihn schon Heinrich Böll in seinem frühen Werk beschrieben hat. Lunas Wohnung war stickig und keineswegs kindergerecht. Für die arme Joenne hatte sie aber einen wunderschönen kleinen Platz hergerichtet; der Wickeltisch war mit einem fröhlichen Giraffenmuster überzogen. Die Kleine schlief tief und fest. Mit rührenden Bewegungen (so empfand das Herr Berger) legte sie die Kleine ins Korbbettchen, deckte sie zu und küsste sie leise auf die Stirn. Herr Berger war ergriffen. Dann wandte sich Luna ihm zu. "Kaffee?" fragte sie in bestem Deutsch. "J… ja gerne!" Die Küche war eng – viel zu eng für zwei Personen, die sich kaum kennen. Herr Berger hatte eine feine Nase und konnte Luna jetzt riechen. Sie duftete anders als die weissen Frauen, die er bisher kennen gelernt hatte – irgendwie kräftiger. Lunas Herz klopfte bis zum Hals. Irgendwie stiess dieser Mann sie ab – und zog sie zugleich an. Sie wusste genau, wohin er jetzt starrte. Sie war stolz auf ihren kleinen Hintern. Eigentlich war Lunas Po nicht nur klein, sondern winzig; irgendwo am Horizont ihrer nicht enden wollenden Beine. Die Jeans sass faltenfrei. Ob sie einen String trug? Gedankenverloren starrte Herr Berger auf ihre crèmefarbenen Pasito-Schuhe. Wieso trugen so viele farbige Frauen crèmefarbene Schuhe? Die Weissen bevorzugten schwarzes Schuhwerk, das war eindeutig, galt als elegant… aber Frauen wie Luna? Na ja. In der Küche war wegen der Dunkelheit nicht viel zu erkennen; lediglich eine endlose Batterie von Gewürzen. Ob sie sich überhaupt zurechtfand im grossen, kalten Deutschland? Der Beschützerinstinkt in Herrn Bergers Innerem begann sich zu regen. Luna war eine selbstbewusste Frau – er spürte das. Die Vorstellung, sie sei hilflos und auf Männer wie ihn angewiesen, versetzte ihm einen intensiven Kick. Dann richtete sie zwei völlig verschiedene Kaffeetassen, klaubte drei Stück Würfelzucker aus einer Dose und legte sie einfach aufs Servierbrett. "Wir gehen nach drüben", lud sie Herrn Berger ein. "Drüben" war nun wirklich ein Loch. Eine riesige Matratze bedeckte den Boden; drei Voodoo-Puppen standen in einem ansonsten leeren Regal. Dem tiefreligiösen Herr Berger stockte der Atem. "Teufelsfrau?" dachte er bei sich. "Darf ich überhaupt…" aber das Blut in seinem Kopf rauschte und hinderte ihn am Denken. Luna setzte das Serviertablett auf der Matratze ab. Erst jetzt entdeckte Herr Berger, dessen Augen sich mittlerweile an die Dunkelheit gewöhnt hatten, die riesigen Bilder, die die Wände bedeckten. Es waren Ritualbilder; mit unzähligen Menschen darauf. Diese Menschen waren nackt, irgendwo glomm Feuer; Knochen waren zu sehen, Naturgewächs und bizarre Tiere. Würde sie mit ihm schlafen? Mit einem Mal war ihm mulmig zumute. Dann starrte er mit weit aufgerissenen Augen auf Luna. Diese zog ein langes Messer unter der Matratze hervor und begann, ihren Pullover damit aufzuschneiden. Es gab ein unangenehmes ratschendes Geräusch – aber bevor Herr Berger darüber nachdenken konnte, stand Luna mit blitzendem Gebiss und nacktem Oberkörper vor ihm. Ihre Brüste bestanden fast nur aus eindrucksvollen Brustwarzen, die sehr lang waren. Vorsichtig begann Luna daran herumzuspielen. Herr Berger kauerte wie ein kleiner Junge auf der Matratze. Mit kleinen Schritten näherte sich ihm Luna. Langsam kreiste sie mit den Hüften; ihrem Opfer wurde schwindlig. Opfer? Für Unbeteiligte zumindest hätte es so ausgesehen: Die kräftige, wunderschöne und selbstbewusste Schwarze inmitten ihres Reichs aus mysteriösen Bildern und Zauberpuppen, die ihr Kraft gaben. Herr Berger wirkte eher kraftlos. The Spider and the Fly. Luna spielte an ihrer Gürtelschnalle. In Zeitlupe öffnete sie den Verschluss. Lasziv machte sie sich an ihrem Schritt zu schaffen. Herr Berger drehte sich auf den Rücken und betrachtete von unten die Frau, die daran war, ihn auf für ihn nie da gewesene Art zu verführen. Ein kleiner blauer Slip bedeckte Lunas Nötigstes. Kein String. Von unten, aus Herrn Bergers Perspektive, wirkten ihre Beine noch länger. Erst jetzt entdeckte er die Fernsteuerung in Lunas rechter Hand. Zipp. Musik ertönte. Michael Jackson und Mick Jagger. State of Shock. Dazu bewegte sich Luna rhythmisch. Was für eine Frau! Wie cool doch im Dämmerlicht der hellblaue Slip mit der dunklen Haut kontrastierte! War das jetzt Voodoo? Verwünschte sie ihn? Da blitzte wieder ihr Messer; kurz darauf fiel Lunas Slip auf Herrn Bergers Gesicht. Dieser sog den würzigen Duft ein; den Duft von Leben, Wärme und weiblicher Erregung. Sein Herz schlug bis zum Hals. Von unten betrachtet, sah ihre Spalte aus wie ein Kunstwerk. Lunas kleine Schamlippen waren deutlich grösser als die grossen Labien und gaben ihrem Geschlecht eine provozierende Form. (Lieber Leser: bist Du Dir bewusst, wie vielfältig das weibliche Geschlecht ist? All die Ritzen, Furchen, Ausstülpungen, Perlen, Grübchen und Tälchen, die sich da zeigen, wenn man nur fein genug beobachtet? Wann hast Du Deine Freundin "da unten" zum letzten Mal untersucht? Sieh das nächste Mal genau hin, und Du wirst Wahrheit entdecken - einen Teil der Wahrheit dieser Welt, die sich in Muscheln, Orchideen, Blütenblättern mannigfaltig wiederholt.) Langsam senkte sich Luna auf Herrn Bergers Gesicht. Trotz der Dunkelheit konnte er die Details erkennen, bevor sich die Wärme ihres Geschlechts ganz auf ihm ausbreitete. Lunas rhythmische Bewegungen brachten den sonst eher scheuen Herrn Berger zum Kochen. Er bewies sich als wahrer Zungenakrobat, was seine Verführerin aber kalt liess – zumindest liess sie sich nichts anmerken. Immer, wenn er sie an den Hüften packen wollte, entzog sie sich ihm, war ganz Meisterin dieses Liebesrituals. Zwischendurch hoffte er, sie würde sich mit ihren Prachtslippen seines Gliedes bemächtigen, wurde aber enttäuscht. Herr Berger sah dafür ihre Brüste von unten und vergrub diesen Anblick für immer tief in seinem Herzen. Alles öffnete sich für ihn in diesem Moment, alles – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Überrascht stellte er fest, dass Lunas Inneres rosa schimmerte; sogar hellrosa, um genau zu sein. Dann hielt er es nicht mehr aus. In einem unbändigen Kraftakt wand er sich zwischen Lunas Schenkeln hervor und umklammerte sie. In diesem unpassenden Moment begann sie laut zu lachen – so laut, dass der arme Herr Berger eine vorübergehende Erektionsstörung erlitt. Dann, endlich, liess sie es zu, dass er in sie stiess, wieder und wieder. Oh, dieses Luder! Diese Schlampe! Diese geile…"Hältst mich wohl für ein Luder? Eine Schlampe? Eine geile…" las Luna seine Gedanken. "Scheisse! Ich wollte nicht…" dachte Herr Berger. "Scheisse! Du wolltest nicht…" lachte Luna ihn aus. Dann legte sie die kalte Messerklinge an seinen Hals. Die Voodoo-Puppen warfen geheimnisvolle Schatten. Zwischen Lust und Angst war Herr Berger hin- und her gerissen, wohl wie Odysseus, damals, zwischen Skylla und Charybdis, if you know what I mean. Dann entschied sich Herr Berger für Lust. Ganz Athlet, drang er wieder in sie, von hinten, wie sich das in dieser naturnahen Situation gehörte – und da, endlich, stöhnte Luna zum ersten Mal auf. Es war ein dunkler, lang gezogener Laut, wie ihn nur Urfrauen zustande bringen. Herr Berger blieb reglos in ihr, für einen kurzen Moment, und liess das Stöhnen auf sich wirken. Dann pumpte er weiter. Lunas kleiner, muskulöser Hintern gab ihm den Rest. Er vögelte bis an den Rand der Besinnung – und wenn nicht die kleine Joenne in dem Moment erwacht wäre und zu schreien begonnen hätte – mein Gott, Herr Berger hätte sich in Luna entladen, so, wie noch nie zuvor in seinem harmlosen Leben als Bürger von Freiburg im Breisgau.

[(c) by Anita I.]