Sonntag, 22. Juni 2008

Ninas Tagebuch

Ich bin Nina. Ich komme aus der Stadt der Türme und Zinnen, der Stadt mit den verwinkelten Gassen, geheimnisvollen Häuserfassaden und kunstvoll bepflanzten Hinterhöfen. Ich komme aus Budapest. Vor wenigen Wochen bin ich einem Inserat gefolgt. Es bot mir die Chance, in die Schweiz zu reisen, liebes Tagebuch, genaugenommen nach Schönbühl. Natürlich kannte ich diesen Ort nicht mal vom Hörensagen, aber es kam „schön“ darin vor – für mich vielversprechend. Ich wusste damals zwar schon, dass es heimtückische und perverse Männer gibt, aber meinem Stefan hätte ich das, was ich vor einer Woche wegen ihm durchmachen musste, nicht zugetraut. Dir vertraue ich mich an, liebes Tagebuch, Dir, aber niemand anderem. Wenn ich mich mit den hiesigen Frauen vergleiche, bin ich wohl wirklich hübsch. Ich habe die dunklen Augen von meiner Mutter geerbt, und Stefan liebt mein langes schwarzes Haar über alles. Ich setze mich jeden Abend auf den Hometrainer und erhalte mir so die Figur, auf die ich stolz bin. Vielleicht habe ich einen etwas zu grossen Busen, aber Stefan sagt, dass ihn das nicht stört –
im Gegenteil. Na ja - Männer. Wir leben in einem Reihenhaus mit Garten und ich muss sagen, dass die Nachbarn sehr nett sind. Ich mache in Stefans Wohnung die Hausarbeit, denn er ist oft geschäftlich unterwegs. Ich glaube, dass er sehr gut verdient. Hauptsache, ich habe der Armut in meiner Heimatstadt den Rücken kehren können – obwohl ich Budapest sehr vermisse. Es
macht mir auch nichts aus, dass Stefan manchmal nachts in mein Zimmer kommt.
Er ist zwar etwa 30 Jahre älter als ich, aber er ist im grossen und ganzen gut zu mir. Leider verbietet er mir, auch mal allein auszugehen – und so bleibe ich mit meinen Fantasien für mich. Fantasien, die mich in ein besseres Leben entführen, in ein besseres, freieres und schöneres Frauenleben.
Vor einer Woche war Stefan nach Hause gekommen und hatte mir angeboten, das Wochenende mit ihm zu verbringen. Er wollte mir etwas ganz Besonderes zeigen. Ja, und dann gingen wir gemeinsam ins Solbad. Schönbühl verfügt über einen künstlichen Schacht, durch den Wasser tief in die Erde gepumpt, aufgeheizt und mit gesunden Mineralien angereichert wird. Bei jedem Wetter kann man im warmen, dampfenden Pool draussen sitzen und sich von den Unterwasserdüsen verwöhnen lassen. Ich fand das ganz lustig; diese Düsen kennen keine Hemmungen und besprudeln einen am ganzen Körper. Es ist auch
interessant zu beobachten, wie die Leute bei gewissen Düsen länger verweilen als bei andern – um die Unterwassermassage zu geniessen. Stefan hat einen schönen Körper für seine 50 Jahre, wirklich. Er ist braungebrannt, und mir ist schon bei den Umkleidekabinen aufgefallen, wie die Frauen nach ihm schielten. Ja, liebes Tagebuch, und dann wollte er mit mir in die Sauna
gehen. Ich war bis anhin noch nie in einer gemischten Sauna gewesen und schämte mich. Aber was sollte ich tun? Zögernd folgte ich Stefan, der mich beschwichtigte. „Was ist denn schon dabei?“ lachte er, „kein Problem, Du wirst sehen. Hab Dich nicht so – gemischte Saunas gehören zu unserer Kultur.“ Natürlich gab’s das in Budapest auch, aber immer (oder fast immer)
in Verbindung mit Sex. Man wurde von älteren Männern erst begutachtet und bekam dann ein Angebot. Zwei meiner Freundinnen hatten sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Aber ich hatte ja Stefan. Machte es ihm denn gar nichts aus, sich vor Fremden auszuziehen? Mich hatte er bisher noch nie ganz nackt gesehen – geschlafen hatten wir noch nie zusammen. „Nur streicheln“, hatte er in meinem Zimmer verlangt, „nur etwas streicheln“. Mit klopfendem Herzen ging ich hinter Stefan her und betrat mit ihm die Grossraumsauna. Sofort richteten sich alle Blicke auf uns, das heisst, auf mich. Da sassen fünf Männer vor dem kreisförmigen Steinbecken, in dem man die Füsse und Beine eiskalt abduschen konnte. Männer, die mit ihren dicken Bäuchen aussahen wie Käfer. Sie hatten wohl alle gewichtige Posten inne und waren Krawattenträger. Aber nackt... sahen sie nicht gerade respekteinflössend aus. Sie zogen mich mit ihren glänzenden Schweinsaugen schon aus, bevor ich mich ausgezogen hatte. Zögernd streifte ich mein Bikinioberteil ab; ihre Blicke saugten sich an meinen Brüsten fest. Hatten die denn noch nie eine Frau gesehen? Rasch zog ich mich in die Dusche zurück, um mich auf die Sauna vorzubereiten. Wo war bloss Stefan abgeblieben? Er sass zwischen den fünf älteren Herren am Steinbecken und unterhielt sich angeregt mit ihnen. Auch er – splitternackt. Was die wohl verhandelten? Ich hatte mein Bikiniunterteil noch anbehalten – ich fühlte mich so etwas sicherer. Mit langsamen Schritten ging ich zu Stefan und den Männern. „Da kommt ja meine kleine Süsse“, bemerkte er – „Du musst Dich aber ganz ausziehen, Dummchen, so nehm ich Dich nicht mit in den Saunaraum“. Ein Dummchen war ich nicht, ganz und gar nicht – nur etwas verlegen. Ich zog mich ganz aus, hüllte mein Badetuch um die Lenden und folgte Stefan in die Sauna. Ahhh... diese Hitze!
Es roch wunderbar nach Holz, hier konnte man sich herrlich entspannen. Ich setzte mich auf eine der Holzbänke, die stufenförmig angeordnet waren. Zu meiner Überraschung setzte Stefan sich nicht neben mich, sondern eine Stufe weiter nach oben – und direkt hinter meinen Rücken. Bis auf das leise Zischen der heissen Steine und das Knistern der getäfelten Wände war es still. Wir waren allein im Raum. Stefan legte mir die Hände auf die Schultern. „Schliess die Augen – und geniess einfach, geniess“, sagte er mit weicher Stimme und begann, mir die Schultern zu massieren. Dann ging die Holztür auf, und die fünf Käfer betraten den Raum. Sie setzten sich genau uns gegenüber und unterhielten sich leise. Stefan massierte mich mit ruhigen Bewegungen. „Entspann Dich, Kleines“, murmelte er, „lass Dich gehen“. Für mich war die Lage alles Andere als angenehm, liebes Tagebuch, denn wir wurden beobachtet von fünf hungrigen Augenpaaren. Stefans grosse Hände ertasteten meine Brüste. Schlagartig war mir klar, was sie draussen besprochen hatten. Stefan wollte mich diesen Männern vorführen! Ich war die einzige Frau im Raum und mit der Situation völlig überfordert. Es war ungeheuerlich. Der Dickste unter ihnen griff sich zwischen die Beine und rieb an einem Etwas, das den Namen „Glied“ eigentlich gar nicht verdient hatte. Stummelschwänzchen hatten sie allesamt, einfach... Stummelschwänzchen. Entschuldige, liebes Tagebuch, wenn ich die Männerwelt somit beleidige, aber ab einem gewissen Alter sehen sie in Krawatten besser aus. Hatten die denn zuhause keine Frauen? Was hätte ich tun sollen? Das obszöne Klatschen von Männerhänden auf nackten Oberschenkeln war zu hören; drei von ihnen begannen zu wichsen, als Stefan sanft meine Brüste massierte.
„Seht sie Euch ruhig an, Jungs, seht was ich mit ihr mache.“ Seine Hände glitten an meinen Bauch und schlugen das Badetuch auseinander. „Aaahhh...“ war zu hören. Sah ich denn wirklich so besonders aus? Für meine grossen Brüste schämte ich mich ja eher, sonst aber war ich gertenschlank. Sie starrten jetzt auf mein letztes Geheimnis; meine Muschi, die von einem schmalen Schamhaarstreifen bedeckt war. „Öffne Dich, Kleine, öffne Dich für uns“. Ich spürte Stefans Atem an meinem Hals, als seine Hände tiefer glitten und sich an meiner intimsten Stelle zu schaffen machten.
Liebes Tagebuch, ich habe dann die Augen geschlossen und mich hingegeben.
Von weither hörte ich die Befehle der Käfermänner, die immer lauter keuchten. „Zieh ihr die Schamlippen auseinander, ja, gut, zeig uns ihre Fotze.“ „Knete ihre Titten, ja, ja!!!“ Je erregter sie waren, desto vulgärer wurde ihre Sprache. Da wurden Brüste zu Titten, die Muschi zur Fotze. Dann wollten sie mein Poloch sehen. Stefan verlangte von mir, mich auf die Knie zu stellen und ihnen den Hintern zuzuwenden. Auch gut, dann musste ich diese feisten Geschäftsmännergesichter nicht mehr sehen, hörte sie nur noch röcheln, als Stefan mir den Daumen ins Arschloch schob. „Jungs, damit ist wohl genug, oder? Somit habe ich Euch Nina gebührend vorgestellt“.
„Gebührend vorgestellt“, hatte Stefan gesagt. Ich kam mir benutzt vor, benutzt als Gegenstand, als Objekt in einem fremden Land, benutzt und erniedrigt. Was hatte ich mir da gefallen lassen? War ich verrückt geworden?
All meiner Geheimnisse beraubt, keimte in mir ein Plan. Die Männer in meinem Rücken waren alle über 60 Jahre alt, erregt in der Hitze der Sauna, kreislaufgefährdet. Ich hatte Herzklopfen, denn mein Plan war makaber.
Dennoch stand ich auf und ging zu ihnen hinüber, setzte mich, nackt, wie ich war, auf die Knie eines keuchenden Lüstlings. „Fick mich, fick mich durch“, stöhnte ich und fühlte etwas Nasses, Weiches zwischen meinen Schenkeln. Er gab sein bestes; ich bewegte mich auf ihm, bis seine Arme seitlich schlaff herunterfielen. „Jetzt Du, mein Lieber!“ Der Saunakäfer links von ihm hatte im Eifer des Gefechts nicht gemerkt, dass das Herz seines Nachbarn aufgehört hatte zu schlagen und wollte es mir besorgen, heftig, hünenhaft. Das wollen sie ja alle. Dann sackte auch er zusammen. Stefan sass wie gelähmt auf seiner Holzbank. Fluchtartig verliess ich die Sauna und überliess die Käfer sich selbst.
Ja, liebes Tagebuch, jetzt sitze ich in Untersuchungshaft, mit Dir zusammen, Dich habe ich aber noch; Stefan werde ich wohl nie mehr sehen. Und ich will so rasch als möglich zurück in meine Heimat.

[(c) by Anita I.]

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