Sonntag, 23. August 2009

Saunaperle

Nun gehört die Stadt Bern in sexueller Hinsicht nicht gerade zu den fortschrittlichen Gegenden dieses kleinen Planeten. Hinzu kommt, dass sich diese Erzählung in einem eher asexuellen Umfeld abspielt: einem lokalen Fitnessclub nämlich. Dafür hat sich die Geschichte tatsächlich zugetragen. Lorena hätte sich ganz gut auch ohne Fitness-Training durchs Leben mogeln können. Schon nur ihre Grösse von 174 cm liess sie schlank erscheinen – die paar Pölsterchen verziehen der 27jährigen sogar kritische BetrachterInnen. Und die gab es beileibe. Lorena war Verkäuferin im Berner C & A – und täglich umzingelt von neidischen Arbeitskolleginnen, die der Meinung waren, sie selbst hätten NICHT so dichtes, krauses Haar wie Lorena, KEINEN so angenehm runden Busen wie sie – und schon gar nicht IHRE Körpermasse, geschweige denn ihren Body Mass Index BMI. Das führte selbst in den knappen Arbeitspausen zu einem vergifteten Klima, so unglaublich das klingen mag. Lorena litt sich durch die anstrengenden Tage der Vorweihnachtszeit – wie so viele andere auch. Als Kleiderverkäuferin war sie natürlich modebewusst und verzichtete selbst im Winter nicht auf elegante Jupes. Coole Strickpullis vervollständigten das Bild einer selbstbewussten jungen Frau, die sich von ihren "netten" Arbeitskolleginnen kaum beirren liess. Trotzdem fühlte sie sich immer stärker ausgegrenzt, und das schmerzte. Lorena hatte eine grosse Leidenschaft, die die Tage im überheizten Kleiderladen für sie interessant machten: Sie beobachtete gern. All die Frauen (und Männer), die sich da über herunter geschriebene BHs beugten, die quengelnden Kinder, Menschen, die sich völlig unpassende Dinge kauften… Kleinbusige zu grosse Dékolletés, Grossbusige zu kleine… Lorena staunte. Viel mehr staunte sie jedoch, als sie zum ersten Mal das Fitness-Zentrum an der Laupenstrasse besuchte. Wer da alles vor sich hin schwitzte! Dieses unmodische Wirrwarr an Signalfarben-Tights, ärmellosen T-Shirts, wo sie nicht passten, Kartoffelsack-Trainingsanzügen… Die teuren Quadratmeter waren mehr als optimal genutzt: Überall drängten sich die Folterinstrumente, die da "Butterfly", "Sartorius Power" und "Rudermaschine" hiessen. Lorena hatte das Gefühl, etwas für sich tun zu müssen. Daher löste sie ein 10er Abo und gesellte sich zu den Muskelpaketen und (vor allem!) zu denjenigen, die gerne Muskelpakete gehabt hätten. In locker sitzender, eleganter Trainingshose und einem farblich assortierten T-Shirt, das nicht allzu viel von ihrer Figur erahnen liess, machte sie erst mal Dehnungsübungen. Erfreut stellte sie fest, wie beweglich sie war – offenbar hatte ihr das viele Stehen in ihrem Job noch nicht viel anhaben können. Es waren etwa gleich viele Männer wie Frauen da, die vor sich hin schwitzten – jeder und jede war aber völlig mit sich selbst beschäftigt – "ein Abbild unserer Gesellschaft", ging es Lorena durch den Kopf. Interessant war auch, zu beobachten, wer sich da in welches Gerät hängte. Männer waren überall dort zu sehen, wo die Oberarme geformt werden konnten. Das hydraulische Zischen der Maschinen belustigte Lorena. Die "Butterfly"-Maschine zog vor allem Frauen an. Lorena war aber klar, dass trainierte Brustmuskeln kaum Einfluss haben konnten auf die Form des Busens. "Drüsengewebe lässt sich kaum auftrainieren", hatte sie mal in der "Annabelle" gelesen. Fünfundvierzig Minuten lang kräftigte sie Hintern, Schenkel, Bauch und Rücken. Dann betrat sie verschwitzt die Garderobe. Eher aus Neugier öffnete sie die Tür zur kleinen Sauna-Anlage. Der Vorraum, wo man duschen konnte, war leer. Sollte sie… Kurz entschlossen zog sie sich aus, wickelte sich ein Badetuch um die Hüften und betrat den weiss gekachelten Raum. Nach einer kurzen erfrischenden Dusche öffnete sie die Holztür zur eigentlichen Sauna – und erstarrte. Fünf Männer lagen da auf den Holzbänken und räkelten sich wie Adonisse! Diese Sauna war am Sonntag Nachmittag gemischt… Zum Rückzug war es zu spät. Einen kurzen Moment lang verwünschte sie ihre sorgfältig rasierte Scham – dann setzte sie sich keusch in die einzige verbliebene Ecke und zog die Beine an. Es war andächtig still. Als ihre Augen sich ans Halbdunkel gewöhnt hatten, stellte sie belustigt fest, dass keiner der Adonisse sie direkt anstarrte. Verstohlene Blicke erntete sie bestimmt, das schon – als einzige Frau! Aber keiner der Männer glotzte. Da war der leicht untersetzte Schwarze in der Ecke. "Bestimmt ist Winter nicht seine Jahreszeit", sinnierte Lorena. Was sie jedoch irritierte, war seine Badehose. Ihre beste Freundin war seit Jahren mit einem Nigerianer verheiratet. Schon öfter hatte sie mitbekommen, dass dieser Ehemann sich schämte. Völlige Nacktheit war ein Tabu – in Gegenwart von Frauen sowieso. Jetzt ertappte sie den Schwarzen dabei, wie er verstohlen zwischen ihre Beine blickte. Ein kaum erwachsener Hüne klatschte sich dauernd auf die Brust, so, dass der Schweiss umherspritzte. "Brrr", "Brrr", sagte er. "Wohl eines dieser seltsamen Männlichkeitsrituale von Adoleszenten", dachte Lorena. Gerne hätte sie ihn im C & A eingekleidet. Ihr Blick glitt zu seinem Penis. Er war nicht beschnitten; ein langes Prachtsexemplar, das sich vorne zuspitzte! Wann hatte sie das letzte Mal mit einem Mann geschlafen? Eines wusste sie bestimmt: So gross war Thomas’ Willi nicht gewesen. Einer der fünf Männer (ein Pykniker) erhob sich geräuschvoll und verliess den Raum. Sein Hintern war alles andere als eine Augenweide und flach wie eine Flunder – vermutlich sass er den ganzen Tag an einem Bürotisch. Jetzt betrachtete der Hüne unverhohlen Lorenas Brüste. "Na ja", dachte sie bei sich, "na ja!". Allmählich begann sie zu schwitzen; auf ihrer Haut bildeten sich glänzende kleine Perlen. Sie kletterte eine Treppe nach oben, um von den heissen Steinen Abstand zu halten. Ein wohl vierzig Jahre alter Mann, der aussah wie ein typischer Familienvater*, beobachtete sie dabei amüsiert. (*Typischer Familienvater: Ich will mir keine Vorurteile anmassen – aber der Mann hatte nun mal etwas Gutmütiges, Väterliches mit seinem sauber geschnittenen Bart, dem kleinen Bauchansatz und dem kurzen, dicken Pimmel…). Lorena legte sich auf ihr Badetuch und war sich wohl bewusst, dass sie jetzt im Profil zu bewundern war. Ob sich zwischen den Lenden dieser Männer etwas regte, wenn sie mit einer wildfremden, splitternackten Frau die Sauna teilten? Lorena schloss die Augen und stellte sich vor, wie der Hüne zu ihr hoch kletterte. Zaghaft würde er ihre nackten Schamlippen berühren. Sie würde die Beine für ihn ein wenig öffnen, ein ganz klein wenig nur, so, dass er ihre Cliti… Der Schwarze würde betreten zur Seite blicken – unter seiner Badehose wäre eine riesige Ausbuchtung auszumachen. Den Familienvater hätte sie unterschätzt. Mit ruhigen Bewegungen würde er vor sich hin wichsen, während der Hüne begänne, Lorena eingehend zu liebkosen.Der vierte Mann in der Sauna… war gar kein Mann. Die kindlichen Gesichtszüge und die flache Brust hatten Lorena auf eine falsche Fährte geleitet. Diese Frau war im Besitz eines klassischen "Hardbody". Kein Gramm Fett zu viel. Dichtes, dunkles Schamhaar zierte ihre "forbidden zone". Am linken Oberarm trug sie ein Tattoo, das Lorena im Halbdunkel nicht hatte analysieren können. Sogar ein paar Rippen waren zu sehen – ob sie sich schön fand mit ihrem blonden Kurzhaarschnitt, den knochigen Schultern und den endlos langen Beinen? Lorena schloss erneut die Augen. Als sie sie kurz öffnete, stellte sie fest, dass die drahtige junge Frau jetzt auf selber Höhe sass wie sie. Gebannt starrte sie auf Lorenas Muschi. Ihr Blick war sehr sanft und stand in hartem Kontrast zum durchtrainierten Körper. Grosse, kindliche Rehaugen hatte sie; mit diesen Rehaugen tauchte sie in Lorenas Geschlecht. Diese öffnete ein wenig die Beine. Sollte die Kleine sie doch anschauen! Lorenas Bauch hob und senkte sich. Mit geschlossenen Augen träumte sich’s besser. Der Hüne würde ihre Füsse massieren, und zwar sehr gekonnt. Neidisch würde ihn die Frau mit dem "Hardbody" anstarren. Schwer atmend würde der Familienvater die Szene in sich aufnehmen. Endlich würde sich auch der Schwarze seiner Badehose entledigen. "Dieser geile Hintern!" schoss es Lorena durch den Kopf. Der Schwarze würde mit seinem Penis schlenkern – ihr zuliebe. Endlich würde der Hüne ihre Hände nehmen und sie an sein steifes, pochendes Glied führen. Geschickt würde ihn Lorena streicheln und ihn einem heftigen Orgasmus entgegen führen. Belustigt würde sie seine Hoden kitzeln – ob er das mochte? Die Durchtrainierte würde ihre Zehen ablutschen, einen nach dem andern. In Lorenas Traumwelt packte der Schwarze den Hünen von hinten kräftig an den Schultern. "It’s my turn now, you know!", würde er bestimmend sagen und den Jüngling eine Treppenstufe nach unten befördern. "Fuck me with your tits, baby, come on!" Ja, und er würde sein schweres Glied zwischen ihren Brüsten reiben. Das hatte sie schon einmal mit sich tun lassen – bloss ein Mal. Und jetzt… Gott, wie gelenkig dieser Schwarze war! Wie anregend er die Hüfte bewegte. Dann würde sich sein Körper versteifen, die Bewegungen würden langsamer, Zeitlupe… dann würde unter seinem lang gezogenen Schrei Sperma auf Lorenas Mund tropfen. Dickes, salziges Sperma… nicht gerade ihre Spezialität, wenn sie ehrlich war – aber sie träumte ja nur, träumte, sie sei hier die Saunaperle, Mittelpunkt aller Gedanken, Zenit aller Aufmerksamkeit.
Als sie die Augen wieder öffnete, war die Sauna leer.

[(c) by Anita I.]

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