Sonntag, 15. März 2009

Brummel

Nein, Brummel war nicht das, was sich unsereiner unter „Augenweide“ vorstellt. Er war eher von kleiner Statur, hatte einen watschelnden Gang und trug meist zerschlissene Jeans, die ich schon längst auf den Müll geworfen hätte. Sein herausragendes Merkmal aber war sein Bauch, besser gesagt, seine Wampe, die über die viel zu eng gegürtete Hose hing, verdeckt vom blau-grün-weissen Karohemd, das er sich wohl bereits zu Studentenzeiten erstanden hatte. Brummel war ein bärtiger Kerl, und vermutlich wäre sogar mein Meerschweinchen vor einer Begegnung zurück geschreckt, so ich denn eines hätte. Kurzum: Der Mann faszinierte mich vom ersten Augenblick an. Als sein klappriger Lieferwagen, voll bepackt mit alten Möbeln, in unsere Strasse einbog, wusste ich gleich, dass da im Stock über mir ein verrückter Kerl einziehen würde. Es war Hochsommer, und ich hatte mir nicht eben viel Gedanken gemacht über dezente Kleidung. Ich trug einen Mini, der meinen Hintern mehr als nur erahnen liess, und ein zu heiss gewaschenes Top. Gelb. Und so knapp, dass mir das Atmen schwer fiel. Ich sass auf meinem kleinen Balkon und hatte den ersten Mojito des Jahres vor mir, den ich genüsslich süffelte. Ich hatte Zeit, viel Zeit. Und dann eben die Ruhestörung durch Brummels Lieferwagen. Ich bin eine neugierige Frau. Klar. Sonst könnte ich euch nicht seit drei Jahren mit mittlerweile über 100 Stories unterhalten. Meine Neugierde trieb mich dazu, mich übers Balkongeländer zu lehnen, um etwas mehr von der Szenerie um meinen künftigen neuen Nachbarn mitzubekommen. Das erste, was mir auffiel, waren zwei ausgesprochen schlanke (und ebenso knapp bekleidete) Girls wie ich selbst. Sie schienen beide gut drauf zu sein und lachten in einem Fort, während sie den in Violett- und Grüntönen bemalten Lieferwagen ausräumten. Ganze Seemannskisten schleppten sie da zum Gartenzaun; die beiden waren unglaublich behände. Ganz anders Brummel, den ich in diesem Moment zum ersten Mal sah. Sein Oberkörper war nackt, und er trug eine schwarze Jeans, die an seinem Hintern herabhing. Bald darauf polterte es in unserem Treppenhaus, und zwar so sehr, dass sogar meine schwerhörige Nachbarin auf derselben Etage kurz die Wohnungstür öffnete und verwundert blinzelte. Ich selbst hatte meinen Mojito hingestellt und beschlossen, dem Neuen meine Hilfe anzubieten – schon nur aus Solidarität zu den beiden Frauen. Primärmotivation war aber meine unstillbare Neugierde. Schnaufend und keuchend kam Brummel die Treppe hoch; er schleppte so etwas wie ein Fernrohr mit sich. Die beiden Girlies schienen ziemliche Zicken zu sein. Sie kicherten in einem Fort. Als Brummel meiner gewahr wurde (ihr seht, liebe Leser, ich pflege den Genitiv noch...), stellte er sein Fernrohr hin und liess den Unterkiefer hängen, so, als sähe er zum ersten Mal eine Frau. O.K., ich war ja nicht gerade in einen dicken Pelz gehüllt… aber trotzdem… mit einem derart offensichtlichen und tierischen Verlangen hatte mich noch nie einer angestarrt. Brummel war möglicherweise ein wahrer Satyr. Ich musste Vorsicht walten lassen. “Ich bin Martin”, begrüsste er mich, während seine Augen sich wie Tentakel an meinen Brüsten festsaugten. “Martin, aber alle nennen mich Brummel.” “Passt auch besser zu dir”, wäre mir beinahe heraus gerutscht. Dann stellte ich mich als die Anita vor, die ich bin. “Kann ich euch... helfen?” fragte ich leicht verunsichert. Er beschenkte mich mit einem breiten Grinsen aus seinem bärtigen Gesicht. Er war der Seemann schlechthin. Er strahlte die Naivität eines kleinen Jungen aus, blickte aber möglicherweise auf die Lebensgeschichte eines 500jährigen zurück. Wie Keith Richards oder so. Ohne zu zögern ging ich nach unten und stemmte eine Bananenkiste mit Büchern hoch. Wohnungen ohne Aufzug sind durchaus legitim – ausser am Umzugstag. Obwohl ich gut trainiert bin und auf meine Figur achte, kam ich bald ins Keuchen, und auch den beiden Girls, Rita und Doris, war das Kichern vergangen. Wortlos drängelten sie sich an mir vorbei, und mir schien, sie wollten den Umzug möglichst rasch hinter sich bringen – um sich dann unter die Dusche zu stürzen und anschliessend die Nacht durchzubringen. Klar. Auch ich war mal 18. Ich kam nicht dazu, mich mit den beiden zu unterhalten, sie hatten sich aber als Brummels Töchter vorgestellt. Eine Frau war nicht in Sicht; Brummel schien ein Leben als Single zu führen. Unter dem “Strandgut”, wie Rita und Doris sein Mobiliar nannten, waren viele Fischer- und Matrosenutensilien zu finden. Schwere, alte Koffer, ein gusseiserner Kompass, Netze, weitere Fernrohre (das Grösste und wohl Wertvollste hatte Brummel soeben selber hochgeschleppt); Papierrollen, eine Sammlung leerer Flaschen, eine Mahagony-Truhe mit Beschlägen aus Messing (wir mussten zu viert anpacken), ferner ein paar Galionsfiguren und Globen. Am Schluss war Brummels Wohnung voll gestellt; es blieb kaum Platz zum Atmen. Ich ging ein weiteres Mal nach unten um eine letzte Bananenkiste zu holen. Mitten im Treppenhaus brach der Boden. Der Fluch blieb mir im Hals stecken. Mindestens 100 Pornohefte verteilten sich über die ganze Treppe. Ich bin ja nicht prüde, aber was ich da sah, versetzte mir doch einen leichten Schock. Auf den Covers waren sehr junge Mädchen zu sehen, in “verbotenen” Positionen, aber alle hatten sie ein eigentümliches Leuchten in den Augen. Derartige Hefte findet man nicht im Buchhandel, und auch nicht am Kiosk. Nicht einmal am Züricher Bahnhof oder an demjenigen von Amsterdam. “Teenage Sex” hiessen diese Hefte, und “Rodox”. Nein, es ging hier keineswegs um Pädophilie, sehr wohl aber um Pornographie, obwohl… was nennt sich in unserem ultraschönen neuen Jahrtausend schon “pornographisch”? Man sieht einfach, was zu sehen ist, und zwar überall. Schuld sind das Internet, die Geldgier der Produzenten, die Naivität der Modelle und die unersättliche voyeuristische Gier der Kunden, die sich das Zeugs im Alter von 14 Jahren zum ersten Mal reinziehen. Eilends packte ich den ganzen Haufen zusammen und stellte die defekte Kiste mit den Heften irgendwo in den Korridor vor Brummels neuem Revier. Mit einem dicken Schmatzer verabschiedete dieser sich von seinen beiden Töchtern und wandte sich dann zu mir. “Hey, danke für die Hilfe, Schätzchen!” “Wir sehen uns bestimmt wieder”, antwortete ich. Ich war erschöpft, wollte nur noch unter die Dusche und dann meinen gemütlichen Tag zu Ende führen, und zwar ALLEIN. Danach vergingen zwei Wochen, bevor Brummel sich bei mir meldete. Klar hörte ich ihn oft in seiner Wohnung rumoren, sah ihn aber nie. An jenem denkwürdigen Abend hatte ich wieder dieselben Klamotten an wie am Umzugstag, an dem ich Brummel kennen gelernt hatte. Das Top stand mir gut, fand ich. Ich kann mich nicht rühmen, stolze Besitzerin von Mega-Titten zu sein, aber das Top brachte meinen Busen appetitlich zur Geltung. Fand ich. Es klingelte, und vor meiner Wohnungstür stand Brummel, schlecht angezogen wie immer. “Kommste mal hoch? Ich möchte mich bei dir für deine Hilfe bedanken, mit nem kleinen Abendessen.” Konnte Brummel kochen? Ich hatte gerade nichts los, und wieder übermannte mich Neugier. Ich sagte zu und betrat eine Stunde später Brummels Logis. Es war kaum wiederzuerkennen. Brummel hatte perfekt aufgeräumt und es verstanden, den zur Verfügung stehenden Raum wirklich effizient zu nutzen. Es sah aus wie in einem Schiffsbauch (oder zumindest so, wie ich mir einen vorstelle). Es duftete herrlich nach Kartoffeln, Lauch und Käse; der Mann hatte einen Gratin in der Pipeline. Ich setzte mich in die gute Stube, zwischen zwei Fischernetze und gab Acht, dass der Saum meines Minirocks… na ja, ihr wisst schon. Ich setzte mich also dezent hin. Der Schnaps, den er mir als Apéro offerierte, war das Hochprozentigste, das ich je getrunken habe. Die Tränen standen mir in den Augen, und der kugelige Mann kugelte sich vor Lachen. “Nicht eben taktvoll“, dachte ich, „kein Wunder, hat er noch keine Frau an der Angel…“. Mein Körper war glühend heiss, und diese Hitze hielt auch noch an, als er mich zu Tisch bat. Der Tisch bestand nurmehr aus einem ungehobelten Brett, passte aber perfekt zu den beiden schweren Truhen in der Ecke. Brummel eilte zwischen Küche und Essraum hin und her und baute vor mir ein wundervolles Abendessen auf. Nichts fehlte; auch die Kerzen nicht. Liebe geht durch den Magen. Ob er mich verführen wollte? Während des Essens (der Gratin schmeckte vorzüglich) tischte er mir Seemannsgeschichten auf, eine um die andere. Falls nur ein kleiner Teil davon stimmte, trug er tatsächlich die Lebensgeschichte eines 500jährigen mit sich herum. Wie Keith Richards oder so. Der Wein war schwer und gut, und ich entspannte mich. Draussen zeigte der Himmel sich in gelb-blau-orangefarbenen Tönen, und die Luft, die hereinwehte, war lau. Wir standen mitten in einem wunderschönen Sommerabend. Brummel stand auf und bat mich ans Fenster. “Schau, Anita, dort drüben sind sie am Vögeln. Jeden Abend um dieselbe Zeit geht bei denen die Post ab; ich beobachte das, seit ich hier wohne.“ Tatsächlich war im erleuchteten Fensterrahmen direkt gegenüber zu sehen, wie Ute, die ich seit vielen Jahren kenne, von ihrem neuen Lover gebumst wurde. Nein, Details waren nicht zu erkennen, die Stellung hingegen schon. Er nahm sie in der Küche. Von hinten. Die Hände hatte er an ihrem Busen, und die beiden bewegten sich rhythmisch ineinander. Geräusche waren nicht zu hören, aber die Art, wie Ute ihren Lockenkopf immer wieder zurückwarf, deutete darauf hin, dass sie sterbensgeil war und schrie vor Lust. Radnic, ihr neuer Lover, schien seine Sache gut zu machen. Ich war hingerissen und dachte keinen Moment daran, dass es eventuell unlauter sein könnte, den Nachbarn bei ihren intimen Spielchen zuzuschauen. “Gut, nicht?” liess Brummel sich neben mir vernehmen. Dann spürte ich seine schwere grosse Hand an meinem Po. Ich wusste nicht wie mir geschah. War es der Wein? Die Abendstimmung? Der erotische Voyeurismus, dem wir beide im Moment erlagen? Ich liess Brummel jedenfalls gewähren, und zwar auch, als er fordernder wurde und seine Hand unter meinen Mini schob. “Geil, Anita, hm?” flüsterte er dicht an meinem Ohr. Ute sass jetzt mit gespreizten Beinen an der Tischkante, Radnic kniete vor ihr und vergrub seinen Kopf in ihrem Schoss. Brummel legte seinen Mittelfinger geschickt an meine Schamspalte und bewegte ihn langsam hin und her. „Magst du, was du spürst, Kleines?” Ich wusste nicht wie mir geschah. Das laue Klima, der Duft von Flieder, meine übererregte Freundin gegenüber, die keine Ahnung hatte, dass wir ihr “dabei” zusahen, der bärtige Matrose an meiner Seite… ein Männertyp, auf den ich eigentlich überhaupt nicht konnte… aber… na ja… ich hatte schon längere Zeit keine Liebe mehr gemacht mit einem Mann und fühlte: Heute Abend wurde ich begehrt, und zwar heiss. „Wie es aussieht, leckt er jetzt ihre Muschi, Anita.“ „Jaaah, sieht ganz so aus!“ Ich war bloss noch zu solch dämlichen Sätzen fähig, Brummel machte seine Sache guuut. Utes schwere Brüste schienen es Brummel anzutun – nicht nur ihm, sondern auch Radnic. Was würde der Matrose beim Anblick meiner kleinen Titten empfinden? Und: Wieso mochten eigentlich Lastwagenfahrer, Bergsteiger und Matrosen diese Riesenmelonen? Oder… war das möglicherweise nur Cliché? Tat man diesen Männern Unrecht? “Komm jetzt, Anita, ich möchte es dir in der Küche besorgen.” So direkt war noch keiner gewesen; Brummels primitives Gebaren tat es mir aber an. Kokett wackelte ich mit dem Hintern, obwohl ich mich um diesen Mann wohl nicht mehr bemühen musste. Brummels Küche war klein und wurde von einem breiten Schiefertisch dominiert. Auf diesen Tisch komplimentierte er mich jetzt. Mit einer etwas lächerlich anmutenden Verneigung reichte er mir zwei Abtrockentücher, damit ich mir die Knie nicht wundscheuerte. “Magst du Doggie Style, Süsse?” Ehrlich gesagt, ich steh da nicht besonders drauf. Der Mann kann „alles“ sehen, wenn ihr wisst, was ich meine… aber die Frau? Was ist mit ihr? Sie ist ausgeliefert und hat vor sich meist bloss ein Kopfkissen, eine Wand oder ein Fenster, niemals aber das liebende Gesicht des Partners. Der ist ja hinter ihr und feixt möglicherweise, je nach Perversionsgrad. Ich war aber derart geil, dass ich mich Brummel in der verlangten Position hingab, und zwar voll und ganz. Das Röckchen und den Slip behielt ich an, sollte er selber schauen, wie er damit klarkam. Er schob mein Höschen zur Seite; kurz darauf fühlte ich etwas Hartes und Kühles an meinem heissen Pfläumchen. Eine Gurke! Brummel war Gemüsefetischist und schob eine mit Butter oder Margarine beschmierte Gurke in mein Liebesloch. “Geil, Anita, gaaaanz geil!” Der Mann war wirklich pervers, ich konnte aber nicht anders und drückte mein Kreuz durch, um mehr zu spüren. Ich fühlte einen seiner Finger an meinem Poloch. Brummel grunzte wollüstig. Ich war ihm vollkommen ergeben. Wie es Ute wohl in diesem Augenblick erging? War Radnic zärtlich? Oder ganz einfach nur gierig? Brummel jedenfalls war gierig und erwachte jetzt zu voller Blüte. Er wirbelte mich herum und drückte mir sein bärtiges Gesicht zwischen die Beine. Mit geschicktem Zungenspiel suchte er meine Cliti und reizte sie zärtlich. Dann machte er sich an meinem Bauch zu schaffen, und an meinen Nippeln. Mir war siedend heiss. Ich entzog mich ihm und hatte genug von meiner Rolle als passives Püppchen. Möglicherweise gab es in den Häfen dieser Welt solche Frauen, die Nacht für Nacht die Matrosen erwarteten… ich aber war Anita, und ich wusste, was ich wollte. Ich setzte mich an die Tischkante und öffnete Brummels Gürtel. Seine locker sitzende Jeans fiel zu Boden, und er stand in einer Donald-Duck-Unterhose vor mir. “Zeig ihn mir!” forderte ich und genoss seine Verwirrung. Sein Schwanz war wirklich prachtvoll. Nie hätte ich dem gedrungenen Mann mit dem Riesenbauch ein derart ästhetisches Glied zugetraut, das vorne an der Eichel leicht abgeknickt war und elysische Freuden versprach. Ja, ich holte sie mir, diese elysischen Freuden. Erst nuckelte ich an seinem Penis und streichelte wie beiläufig seinen Hoden. Dann saugte ich mich fest und gab Brummel einen der erregendesten Blowjobs seines Lebens (nehme ich an). Ja, ich gebe es zu: Ich blase gerne. So habe ich die Männer unter Kontrolle und beherrsche ihre Lust. Allerdings finde ich das Schlucken von Sperma eher widerlich – im entscheidenden Moment weiche ich einfach aus. Spritzen können sie irgendwo hin, die Männer, aber doch bitte nicht in meinen Mund. Brummel stöhnte. “Ja, so fick mich jetzt, du geiler Süsswassermatrose“, dachte ich bei mir, drehte mich um und bot ihm meinen Hintern. Brummel liess nicht auf sich warten und. Stiess. Zu. Kräftig. Innig. Liebevoll. Immer. Wieder. Und. Wieder. Und. Noch. Einmal. Und. Jaaah. Ooooh. Er packte meine Arschbacken mit seinen grossen Händen… ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen. Dann blickte ich mit verschleierten Augen aus dem Küchenfenster - direkt ins Bad unserer Nachbarn um die Ecke. Herr Dorecht und Frau Spiegel waren am Feiern. “Schau, Anita, dort drüben sind sie am Vögeln. Jeden Abend um dieselbe Zeit geht bei denen die Post ab; ich beobachte das, seit ich hier wohne.“
Es war Sommer, und wir taten es alle.

[(c) by Anita I.]

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