Sonntag, 28. September 2008

Esther’s Easter

Esther neigt zu Exhibitionismus und öffnet sich wie eine Blume
Eigentlich war Esther eine ganz gewöhnliche Hausfrau. Sie lebte in einer gesichtslosen Vorortssiedlung von Bern – noch vor nicht allzu langer Zeit hatte es hier nach Dung gerochen, nach Hühnerscheisse und nach Stroh. Bümpliz war im Grunde der Prototyp einer durch Reichtum träge gewordenen suburbanen Gegend, in der aber die Bauernhöfe allmählich uniformen Wohnsiedlungen wichen und eine multikulturelle Gesellschaft anzogen, die verzweifelt nach Existenz suchte. Im Grunde schämte Esther sich ihrer Herkunft und verschwieg sie ihren zahlreichen Lovern (es waren mittlerweile an die 15) tunlichst. Ralph war der erste, der ihr wirklich nahe kam – so nahe, dass sie ihn sogar ihrem Vater vorstellte, der in ebendiesem Vorort, Bümpliz, ein kärgliches Dasein fristete. Bümpliz im Alter ist keine Vision, liebe deutsche LeserInnen, die Ihr ja mittlerweile in Scharen in die Schweiz einwandert. Arbeiten kann man gut in diesem Land, null Problemo, nehmt Euch ein Beispiel an mir. Aber wenn’s ans Altern geht… ist man oft einsam, ausgebüxt, down and out somewhere, if ya know what ah mean…
Esther war nicht unattraktiv. Sie war aber in jeder Hinsicht Durchschnitt – auch, was ihre Figur anging. Einen vollkommen unauffälligen Hintern nannte sie ihr Eigen, nicht flach, aber auch nicht kugelrund, Ihre Brüste kämpften ein wenig mit der Schwerkraft, wie Millionen von Brüsten auf unserer Welt das tun, und ihr Bauch war alles andere als flach. Esther pflegte ihre Füsse sorgfältig, trimmte jeden Sommer ihr Schamhaar auf „bikinikompatibel“ und rasierte sorgfältig ihre Achselhöhlen. Vielleicht war es gerade dieses Unauffällige, das die Blicke so manchen Mannes aus Kroatien, der Tschechoslowakei, aus Ungarn oder Dresden an ihr haften liess. Esther war sich dessen bewusst, trug aber trotzdem keine extraweiten Pullis oder Pluderhosen, wenn sie in der Migros einkaufen ging. Nein, sie machte sich sogar einen Spass daraus, sich in hautengen Leggings zu zeigen, ihren Hausfrauenbusen unter nicht ganz blickdichten T-Shirts zu verstecken und auf ihre zwischendurch etwas verhärmten Lippen Gloss aufzutragen. Du ahnst es, lieber Leser: Esther war eine Exhibitionistin, und zwar eine erster Güte. Bei Licht und nicht gezogenen Vorhängen zog sie sich sorglos um, an Familienanlässen liess sie wie zufällig Fotos auf dem Salontisch liegen, die sie nackt während der ersten Schwangerschaft zeigten, und sie fand es reizvoll, die eingeschriebene Post (meist Schuldscheine) in Slip und BH entgegen zu nehmen. „Some kinda naughty“, würde der Engländer sagen, „kinda slutty“ der Amerikaner, „Schlampe“ der Deutsche.
Seit Jahren hatte Esther keinen Sex mehr gehabt. Drei Kinder hatten sie etwas ausgeweitet, und deren Erzeuger hatte das Weite gesucht, als er eines Tages entdeckte, dass er 45 war und das Leben wohl mehr bereit hielt als einen Hängebusen, eine Muschi, die er in- und auswendig kannte und Nachthemden, die bereits über Dutzende von Malen durch die Waschmaschine gegangen waren. Auch Esthers Küche (Rösti, Knöpfli, Geschnetzeltes nach Züricher Art und Aprikosenkuchen mit Fertigteig) reizte ihn nicht mehr sonderlich. Beim Masturbieren in tiefer Nacht stellte er sich immer häufiger vor, seine „Milchkuh“, wie er Esther „zärtlich“ nannte, würde von den Händen eines andern massiert, ihr Hintern von einem grösseren, schwereren Penis gestossen und ihr Mund von einem lüsternen Steuerberater gefickt. Oder so.
Ralph hatte mit ihr also drei süsse Kinder gezeugt – zwei Jungs und ein Mädchen – und war seinen Vaterpflichten auch über Jahre tapfer gefolgt. Dann eben hatte ihn diese Midlife-Crisis zerrissen und er überliess Esther in Gedanken immer häufiger anderen. Auch Esther hatte sich von ihrem Ralph innerlich entfernt und zeigte sich der Nachbarschaft auf dem Balkon, am offenen Fenster oder im Keller des bescheidenen Mehrfamilienhauses. Das blieb nicht ohne Wirkung. Immer mal wieder wurde sie auf offener Strasse angesprochen, und Esther fühlte sich endlich begehrt. Sie kokettierte mit den Männern im Quartier, liess aber nicht gleich jeden an sich heran – allzu billig wollte sie denn doch nicht erscheinen. Aber dann, als auch Klein-Sabine das Haus Richtung Kindergarten verliess, liess sie sich vom Hauswart auf der Werkbank vögeln, zwischen Elektrobohrer und Schaubstock. Gleichgültig und hart ging er vor, als wäre Esther eine Gummipuppe, spritzte auf ihrem Bauch ab und entfernte sich mit verächtlichem Grunzen. Esther war tief verletzt, nahm sich aber vor, sich am Rest der Männerwelt – aber auch an ihrer Familie – zu rächen, indem sie sich immer öfter spontaner Lust hingab, unter dem Motto „wenn doch bloss einer käme und mich nähme“. Sie kamen, die Männer, und sie nahmen sie. Feurig, gelangweilt, locker aus dem Stand, von hinten, in Missionarsstellung, auf dem Küchentisch oder auf der fleckigen Couch. Esther öffnete sich. Wie eine Blume. Wieder und wieder. Wurde unersättlich, konnte den nächsten Fick kaum erwarten.
Ralph, der hie und da nach seinen Kindern sah, entging Esthers Wandlung nicht. Sie wirkte heiss, fickrig und obszön. Ralph aber liess sie nicht an sich ran. Sollte er doch ein wenig leiden – bestimmt war er die ganze Zeit über hinter fremden Frauen her. Als dann aber am Abend, nach dem Handballtraining, am Stammtisch das Gespräch auf Esther kam und die halbe Mannschaft sich gegenseitig zuzwinkerte, hatte Ralph Gewissheit. Sein Herz klopfte bis zum Hals; der Gedanke, dass seine „Milchkuh“ vom halben Team gestossen wurde, machte ihn geil wie ein Klawadickel. In der Nacht gab er sich erneut einem Masturbationstraum hin und stellte sich vor, seine Frau würde von mindestens 20 Männern genommen, reihum, gangbang pur. „Ja, fickt das Luder, packt ihre Titten“… so stöhnte er sich leise zum Orgasmus. Nebenan schnarchte leise seine Frau. Nein, im Schlaf sah sie nun wirklich nicht schön aus, mit leicht eingetrockneten, halb geöffneten Lippen, wirrem Haar und unnatürlich angewinkelten Armen. Ob sie wohl träumte? Ralph, dessen Penis sich einfach nicht beruhigen wollte, zog vorsichtig an der Verschnürung ihres Nachthemdes und legte ihre rechte Brust bloss. Sanft beschien der Mond die Wölbung. Ralph nahm seinen Penis erneut in die Hand und wichste vorsichtig. Jedes Mal, wenn Esther einen Schnarcher tat, zuckte er zusammen. „Sie sollen zwischen Deinen Ludertitten abspritzen, die Böcke“, flüsterte er, schloss die Augen und erträumte sich seine Esther mit feuchtglänzenden Lippen, die Zungenspitze knapp sichtbar, und zwischen ihren Brüsten der Trainer der Handballmannschaft.
Esther onaniert
Neulich hatte Esther damit angefangen, vor dem laufenden Laptop zu onanieren. Nicht etwa zu Bildern oder Filmen, wie wir das erwarten würden, sondern vor Texten. Chat -Texten. Hatte sie mal wieder einen virtuellen Traummann getroffen in einem der zahlreichen Foren, machte sie ihn gleich mal scharf mit ein paar Fotos. Nicht unbedingt sie selbst war darauf zu sehen, aber typähnliche Frauen mit Moppel-Hüften, einem grossen, aber etwas zu schweren Busen und mit dicht behaarter Muschi – eine Rarität hierzulande. Waren die Chat -Partner dann scharf, entledigte Esther sich bei Kerzenlicht ihrer Jeans und schrieb im Slip weiter. Ging es dann inhaltlich zur Sache („zeig mir Deine Rosette, Süsse“), bediente sie fortan mit der Rechten die Maus, mit ihrer Linken aber ihre dralle, heisse Cliti. Ganz sanft und gemächlich begann sie daran zu reiben und tippte Obszönitäten ins Internet – mit den verbleibenden fünf Fingern aber deutlich langsamer als mit dem Zehnfingersystem. Mit nacktem Hintern rutschte sie auf dem Stuhl hin und her und realisierte immer mit Erstaunen, wie rasch sie bei dieser heimlichen Tätigkeit feucht, ja nass, wurde. Wenn sie jemand dabei beobachtet hätte… behüte, oh Lord, behüte… Die Schweinereien, die da über den PC in unbekannte Stuben flimmerten, waren um ein Vielfaches härter als das, was Esther in verschiedenen Männerbetten erlebt hatte („Ich schieb ihn Dir ganz tief in den Schlund, Luder“ oder etwa „mach die Beine breit, Schlampe, wir besorgen es Dir zu Dritt“). Esther wusste sehr wohl, dass Männer in höchster Erregung zu einer Vergröberung der Sprache neigen – weil es sie geil macht. Mit „Luder „ oder „Schlampe“ konnte sie daher problemlos umgehen.
Esther lässt sich die Brüste bemalen
Dann ging ihr diese Oster-Idee durch den Kopf. Esthers’ Easter. Eiermalen. Genau. Ob es Männer gab in der näheren Umgebung, die etwas dafür bezahlen würden, wenn sie Esthers Brüste bemalen durften? Esther wurde ganz heiss bei der Vorstellung, dass ein feuchtes Schwämmchen oder eine Pinselspitze ihre Brüste kitzelte. Sie präsentierte die Idee in ihrem Blog und illustrierte alles, um den Reiz zu erhöhen, mit ein paar Body Painting Photos, die sie im Internet gefunden hatte. Die Reaktionen liessen nicht lange auf sich warten, von Gronau an der Dinkel über Zürich Oerlikon bis zu den Pariser Banlieues. Esthers Abenteuer wurden verfolgt – EU- bzw. europa- bzw. weltweit. Es meldeten sich aber auch Männer aus der direkten Nachbarschaft, waschechte Bümplizer Gärtner, Automechaniker und Lehrer. Mit Herzklopfen beschaffte Esther sich Body Painting Farben, Zeitungen, Pinsel unterschiedlichster Art – und, selbstverständlich, ein paar Schwämmchen. Am Mittwoch Nachmittag war es dann so weit. Um 14:00 Uhr klingelte es an Esthers Haustür, und Herr M. bat um Einlass. Er stellte sich als Quartiergärtner vor und schilderte atemlos, dass er schon seit Jahren eine Frau suche, die sich Forsythien, ein paar Grasbüschel und kleine knospende Äste auf die Brüste malen liess. Esther führte ihren ersten Besucher ins gut beheizte Schlafzimmer und wies mit einer theatralischen Handbewegung auf die Farbtuben, Pinsel, Wasserschalen und Schwämmchen. Herr M. zitterte vor Erregung, während sein Modell ihre Bluse aufknöpfte und den BH auszog. Esthers schwere Hänger überwältigten den Mann völlig und er fuhr mit dem Rücken des linken Zeigefingers über ihre Brustwarzen. Dann machte er sich ans Werk. Mit zwischen den Lippen eingeklemmter Zunge bemalte er Esther mit allem, was die Natur (oder das Bild in seinem Kopf davon) hergab. Er ummalte ihre Nippel mit Rosenknospen, zauberte mit dem kleinsten Pinselchen fein gerippte Blätter auf ihre Haut, und das sich rankende Geäst wirkte nahezu plastisch. Immer wieder begutachtete er sein Werk kritisch. Esther stellte sich lächelnd vor den Schlafzimmerspiegel und fühlte sich wunderbar. Herr M. verliebte sich zusehends in sein Werk; in seinem Herzen erwachte der Frühling. Dann klingelte es erneut. Herr M. konnte seine Enttäuschung nicht leugnen, bat aber Esther, ihre Brüste mit einem der Schwämmchen reinigen zu dürfen. Esther nickte ihm zu und betrat in voller Pracht den Korridor, wo sie dem nächsten Künstler die Tür öffnete. Es war Kuno, der Bierwagenfahrer. „Nana“, sagte dieser, und sonst nichts. „Nana“. Esther hiess ihn Platz nehmen auf dem Bett, während der Gärtner mit zuckendem Herzen ihre Brüste in den Originalzustand versetzte und Knospen, Blüten und Blätter mit dem feuchten Schwämmchen entfernte. Wortlos wusch er die Hände, legte einen Hunderterschein auf den Maltisch und zog mit hängendem Kopf von dannen. Kuno zauberte zwei schäumende Biergläser auf Esthers Brüste. Immer, wenn sie tief einatmete, schien das linke Glas überzuschwappen. Der Mann leckte sich mit der Zunge die Lippen und verbesserte das ohnehin schon strahlende Gelb mit einem der breiteren Pinsel. Dann griff er mit seiner grossen, schweren Arbeiterhand nach dem gemalten Glas. „Stop – nur malen, nicht grapschen“, forderte Esther, aber der Mann warf sie aufs Bett als wäre sie aus Holz. Dann vergrub er sein Gesicht in ihren Titten und saugte sich an Esthers rechten Brustwarze fest, wie ein kleines Kind. Ein angenehmes Prickeln durchfuhr sie – der Mann wollte anscheinend wirklich nicht mehr als sich an seinem selbst gebrauten Bier laben. Sobald er Esthers Brüste sauber geleckt hatte, klingelte es erneut – und der Quartierpfarrer stand vor der Tür. Mit etwas verlegenem Lächeln bat er um Einlass. Kuno drängte sich wortlos an ihm vorbei, mit farbverschmiertem Mund und hochrotem Kopf. Herr Herzog bemalte Esthers linke Brust mit einem smaragdgrünen Grundton, ihre rechte mit Kobaltblau. Dann trat er einen Schritt zurück, kniff die Augen zusammen und bestaunte sein Werk. Mit dem kleinsten und feinsten Pinselchen trug er anschliessend kleine weisse Ovale auf, geometrisch perfekt, und reizte Esthers Nippel so bis zum äussersten.
Erneut trat der Pfarrer einen Schritt zurück, betrachtete Esther respektvoll und drückte ihr die Hand. Dann machte er sich wortlos von dannen. Der Pfarrer, der Quartierpfarrer, hatte Ostern begriffen.

[(c) by Anita I.]

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