Sonntag, 9. März 2008

Pfirsich, Auster, Orchidee

“Weisst Du, was er zu mir gesagt hat?“ Sonja strahlte. „Your little peach is smooth like nothing else.” Wir lagen zu dritt an einem der wunderschönen Strände in Perth – vor unseren Augen verabschiedete sich die Sonne langsam hinter dem indischen Ozean und tauchte den Himmel in ein tiefes Rot. Sonja lag links von mir auf ihrem Badetuch und streckte ihren Körper genüsslich der Abendsonne entgegen. Meine eher introvertierte Freundin aus Vorarlberg hatte ich nie so gekannt. Sie kicherte wie ein Teenager und erzählte von ihrem Erlebnis vom Vortag. „Peach cosmetics“ war der Renner in diesem Sommer, und nicht nur die trendorientierten Touristinnen, sondern vor allem die Einwohnerinnen von Perth standen den ganzen Sommer über vor der alten Garage Schlange und warteten darauf, dass die vier Ab Origines, denen der Laden gehörte, endlich Zeit hatten, ihnen die Venuslippen zu piercen, die Schamhaare zu färben oder ein Tattoo so anzubringen, dass keine Zweifel offen blieben. Rechts von mir lag Monika. Während sich Sonja im ebenerwähnten Schuppen einer Totalrasur unterzogen hatte, liess Monika sich tätowieren. Das Tattoo war sehr raffiniert angebracht – zwischen Bauchnabel und Schamhaargrenze. Es zeigte eine Rose mit drei Knöpfen. Diese drei Knöpfe beinhalteten die Botschaft, dass deren Trägerin zu extremster Lustempfindung fähig sei. „May I touch your oyster? Just a little bit…” Auch Monika hatte am Vortag zwei Stunden bei „peach cosmetics“ verbracht und sich berühren lassen. Die vier Ab Origines verstanden offenbar ihr Handwerk. „May I touch your oyster?“
Wir waren alle drei splitternackt und befanden uns an einem Privatstrand. Vor uns promenierten die verschiedensten Männer – einige von ihnen waren Strandjungen, die Flugblätter verteilten, um auf „peach cosmetics“ aufmerksam zu machen. Ich war die einzige von uns dreien, die in obigem Sinne noch unberührt war. „Natur pur“, möchte ich mal sagen. Mit heimlicher Freude konstatierte ich aber, dass die Seitenblicke der Männer zum Teil auch mir galten. Zwischen Sonjas rasierter Muschi und Monikas Tattoo-Kunstwerk nahm sich mein Bauch – und die Region weiter unten – ganz gediegen und natürlich aus.
Dann liess ich mich überreden. „Hey, Barbara, das macht Spass, ehrlich. In Europa wirst Du so was nie wieder tun.“ Wir waren alle drei im Ferienrausch und hatten drei lange australische Monate vor uns. Das Ziel war Darwin – und in zwei Tagen würde unser Caravan bereitstehen.
Am Mittwochnachmittag näherte ich mich also – in Begleitung meiner beiden Freundinnen – dem Schuppen, der „peach cosmetics“ anbot. Ich hatte beschlossen, mich piercen zu lassen – aber nur, um etwas zu haben, was meine Kolleginnen nicht besassen.
Der Vorplatz war leer, keine wartenden Frauen und Mädchen, höchstens zwei Hunde, die in der Ecke mit einem Ball spielten. Einer der Ab Origines erkannte Sonja und Monika sofort. „Hey you girls, how yer doin’? Who are you bringin’ in there?”. Sein prüfender Blick galt mir.
Der Raum war spärlich eingerichtet. Es duftete angenehm. Der Geruch kam von einer Fackel, die an der Wand montiert war und geheimnisvolle Schatten warf. In der Mitte der Garage stand eine Liege. Links davon türmten sich auf einem einfachen Holzgestell unzählige Töpfchen, Tuben, Schalen, Pinsel und Pinzetten – peach cosmetics eben. Bezahlen musste ich im voraus – die paar australischen Dollars konnte ich aber verkraften. Meine Freundinnen mussten aussen vor bleiben und sagten, sie würden mich anschliessend im Mac Donald’s erwarten. Ich fühlte mich etwas schwer in der Magengrube, als ich auf die restlichen drei Ab Originals zuging. Worauf liess ich mich da ein? Sie beherrschten gebrochenes Englisch, das aber ausreichte, damit wir uns würden verständigen können.
„All right, Barbara, you will enjoy it” meinte der eine aufmunternd und bot mir einen Stuhl an. Sie erklärten mir das Procedere. Ich bekam ein Glas Palmschnaps zu trinken, der mir durch die Kehle rann wie glühende Lava. Dann musste ich mich hinlegen. Die vier gingen sehr routiniert vor und brachten sich in Position. Einer der Männer sass etwa in meiner Kopfhöhe auf einem Schemel und redete sanft auf mich ein. Ab und zu strich er mir übers Haar. Ich liess es mir gefallen. Ein weiterer murmelte unverständliche Sprüche und legte mir die Hände auf den Bauch. Mein T-Shirt war etwas hochgerutscht und die Wärme dieser grossen, dunklen, wunderbaren Hände ging sofort in mich über. Ich begann zu vertrauen. „Monk will shave you first, Barbara, so relax, relax.” Der Palmschnaps tat seine Wirkung, und ich fühlte nur noch meinen Bauch, der sich hob und senkte. Die Raumtemperatur war angenehm und ich sog den Geruch, der von den Fackeln ausging, mit ruhigen, tiefen Atemzügen ein. Allmählich begann ich die Begeisterung meiner beiden Freundinnen zu teilen. Es war wunderschön, von vier Männern hingebungsvoll und zärtlich umsorgt zu werden. Ich nahm kaum wahr, dass sie meine Shorts öffneten und sie mir mitsamt meinem Höschen auszogen. Ich war „unten ohne.“
Mike an meiner Seite redete noch immer sanft auf mich ein. Dann begannen sie, meine Füsse zu massieren, mit langsamen, kreisenden Bewegungen, und näherten sich allmählich meinem Dreieck. Der älteste Ab Original sass unten am Tisch und ich wusste, dass ich ihm in diesem Moment den Blick auf meine geöffneten Schamlippen anvertraute. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich erst mit einem Mann geschlafen – einem Musikstudenten. Ich hatte damals darauf bestanden, dass er das Licht löschte, während ich mich auszog – um eine gewisse Anonymität zu wahren. Diesmal aber war mir alles egal. Sie massierten meine Oberschenkel, die Hüften und arbeiteten sich zu meinem Bauchnabel vor. Ich spürte, wie ich allmählich feucht wurde, was dem Alten bestimmt nicht entging. „She is soaking wet now“, kommentierte er mit tiefer Stimme. Ich wurde ausgiebig rasiert – nachdem sie meine dicht behaarte Venus mit einem Naturschaum behandelt hatten um sie geschmeidig zu machen. Der Mann an meiner Seite erklärte mir alles, was vorging. „Look at Barbara’s orchid – look at these blossoms!”
Sie verglichen mein Geschlecht feierlich mit einer Orchidee und Monk berührte mich genau dort, wo ich am empfindlichsten war. „Keep cool, Barbara, keep cool.” Der hatte gut reden – ich entwickelte eine nie gekannte innere Hitze und wusste, dass ich in diesem Raum der absolute Mittelpunkt war – mitten im australischen Sommer. Dann begann ein wahnsinniges Kribbeln – ich war ihnen völlig ausgeliefert und näherte mich dem Orgasmus. „Saran, are you ready?” hörte ich. Und zu mir, erklärend: “He will pierce your left cunt lip. Keep calm, Barbara, breathe deep.” Die Wogen eines Orgasmus, wie ich ihn nie gekannt hatte, brandeten über mich hinweg und verschlangen alles. Sie mussten mich festhalten, während Saran sein Kunstwerk vollbrachte. Danach war ich erschöpft. Mir war schwindlig, als ich an den Tischrand sass, mein T-Shirt zurechtrückte und an mir heruntersah. Ein bisschen fremd wirkte meine Muschi schon auf mich – zu meiner Überraschung verspürte ich aber nicht den geringsten Schmerz. Sie brachten mir ein Fussbad. Hielten meine Hände. Spielten mit meinem langen Haar. Tupften mir eine Träne weg. Dann stand ich auf. Sie brachten mir einen Spiegel. Das silberne Ringlein sass genau an der richtigen Stelle. Für diejenigen Leser, die es interessiert: Nicht die geringste Verletzung war zu sehen. Saran hatte ganze Arbeit geleistet.
Vorsichtig schlüpfte ich in meine Shorts und machte mich auf den Weg zu Mac Donald’s.

[(c) by Anita I.]

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